Logo

Beschäftigungsniveau auf neuem Höchststand, aber Eurokrise wirft Schatten

Frankfurt. „Die Wirtschaft in der Metropolregion FrankfurtRheinMain hat sich im Jahr 2012 gut entwickelt. Das Wirtschaftswachstum wird weitaus höher ausfallen als in den meisten anderen Metropolregionen Europas. 88 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage derzeit als gut oder zumindest zufriedenstellend, lediglich 12 Prozent als schlecht. Wir gehen derzeit für das laufende Jahr von einem Wirtschaftswachstum in FrankfurtRheinMain von 1,0 Prozent aus. Weiterhin gut verlief auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Bis in den Sommer blieb die Beschäftigungsdynamik hoch. Insbesondere bei unternehmens- und personenbezogenen Dienstleistern wurden neue Arbeitsplätze geschaffen“, erläuterte Dr. Gunther Quidde, Geschäftsführer des IHK-Forums Rhein-Main (einem Zusammenschluss von zehn Industrie- und Handelskammern der Metropolregion), bei der Präsentation der regionalen Beschäftigungs- und Konjunkturprognose FrankfurtRheinMain für 2013, für die mehr als 7.000 Unternehmen befragt wurden.
Die Eurokrise und die insgesamt schwache Weltkonjunktur zeigen inzwischen jedoch Auswirkungen auf die Wirtschaft in FrankfurtRheinMain. Die Auftragslage der Unternehmen hat sich in den letzten Monaten verschlechtert. „Bei den Unternehmen besteht derzeit große Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung. Wird die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika wieder an Fahrt gewinnen? Was geschieht in Europa? Gelingt es, die Wirtschaft im Euroraum wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen, oder verschärft sich die Krise in Südeuropa? Das ist derzeit völlig offen. Die Unternehmen blicken zumindest sehr viel skeptischer in
die Zukunft als noch vor wenigen Monaten. So überwiegt inzwischen mit 22,2 Prozent der Anteil derjenigen Unternehmen, die eine Verschlechterung der eigenen Geschäftslage erwarten, den Anteil der Optimisten, der von einer günstigeren Entwicklung ausgeht (18,8 Prozent). Die Verschlechterung der Erwartungen hat zu einem Rückgang der Investitions- und Einstellungsbereitschaft der Unternehmen geführt“, betonte Dr. Gunther Quidde.

„Dennoch bleiben wir auch für 2013 grundsätzlich optimistisch. Wenn sich die Lage im Euroraum stabilisiert und die Weltkonjunktur wieder stärker Fahrt aufnimmt, ist ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent auch im kommenden Jahr realistisch. Der starke Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre wird sich aber 2013 nicht fortsetzen. Wir rechnen nur noch mit einem geringfügigen Zuwachs an neuen Arbeitsplätzen. Ende 2013 werden aber mehr als 2.130.000 Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben. Das entspricht der Erwerbsbevölkerung Irlands. Das sind 30.000 Personen mehr als zum Jahresende 2011 und der höchste Beschäftigungsstand seit mehr als 20 Jahren“, so Dr. Ralf Geruschkat, Chefvolkswirt der IHK Frankfurt am Main.

Die Dienstleistungsunternehmen werden nach Schätzungen des IHK-Forum Rhein-Main in diesem Jahr rund 20.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Das entspricht einem Zuwachs um 1,5 Prozent. Auch 2013 ist von einem weiteren Beschäftigungsanstieg auszugehen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird voraussichtlich um weitere 10.000 Personen zunehmen (+ 0,8 Prozent).

In der Industrie ist 2012 das Beschäftigungsniveau auf dem Stand des Vorjahres geblieben. Aufgrund der verschlechterten Auftragssituation dürften 2013 jedoch Arbeitsplätze abgebaut werden. Nach den Prognosen des IHK-Forum Rhein-Main ist ein Rückgang der Industriebeschäftigung um 1,6 Prozent (6.000 Stellen) zu erwarten. Auch im Jahr 2012 hat sich der Beschäftigungsaufbau im Baugewerbe fortgesetzt. Nach den Schätzungen des IHK-Forum Rhein-Main werden zum Jahresende 2012 mehr als 100.000 Personen im Baugewerbe sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Das entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent. Für 2013 ist zu erwarten, dass das Beschäftigungsniveau konstant bleibt. Auch im Handel sind im Jahr 2012 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, im Jahresverlauf insgesamt knapp 3.000. Im kommenden Jahr wird sich die Beschäftigungsdynamik im Handel abschwächen, aber es ist immerhin noch ein Zuwachs  von 1.000 Stellen zu erwarten

Trotz der deutlich nachlassenden Beschäftigungsdynamik bleibt das Thema Fachkräftemangel aktuell. „Während einige Unternehmen mit Entlassungen beginnen, können andere auch im kommenden Jahr zahlreiche offene Stellen nicht besetzen, weil qualifiziertes Personal fehlt. So gaben in unserer jüngsten Umfrage 28,9 Prozent der Unternehmen an, dass sie offene Stellen nicht besetzen können. Besonders hoch ist der Anteil der Unternehmen mit Stellenbesetzungsproblemen derzeit im Gastgewerbe sowie in der Versicherungswirtschaft. Einmal mehr zeigen die Umfrageergebnisse, dass das Thema Fachkräftemangel kein konjunkturelles, sondern in erster Linie ein strukturelles Phänomen ist“, stellte Quidde fest. „Die Bewältigung des Fachkräftemangels vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten bilden. Die kurz- bis mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung wird hingegen entscheidend davon abhängen, inwieweit es gelingt, die Schuldenkrise in den entwickelten Volkswirtschaften in den Griff zu bekommen. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung der Konsolidierung des Bundeshaushalts Vorrang vor neuen Ausgabenprogrammen einräumt“, so Quidde.

Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft