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Kunst und Kirche – „Getanzte Vesper“ verkündet die Adventsbotschaft

Fulda. Am Vorabend des zweiten Advent fand in der Fuldaer Stadtpfarrkirche eine „getanzte Vesper“ statt, an der etwa 250 Besucher teilnahmen. Unter dem Leitwort “Wie schön leuchtet der Morgenstern” wurde das liturgische Abendgebet der Kirche gestaltet, in das Musik, Sprache, Tanz und Licht einflossen. Idee und Konzept entwickelte die Tänzerin und Choreographin Dorothée Bretz aus Fulda, die zusammen mit den Tänzerinnen Loreen Fajgel aus Kassel und Laila Clematide aus Düsseldorf die darstellerischen Parts übernahm. Die musikalische Gestaltung oblag Prof. Hans-Jürgen Kaiser (Orgel), Rudolf Schneider (Klarinette) und Britta Krönung (Gesang). Das Lichtdesign kreierte Martin Dölle. „Eine klare Liturgie, gefüllt durch diese Elemente von Musik, Licht und Tanz nehmen uns mit in den Advent“, erläuterte Dechant Markus Blümel aus Eiterfeld, der diesem besonderen Vespergebetvorstand.

Bei der Umsetzung des Leitworts boten die drei Tänzerinnen verschiedene Ansätze: Modern und skurril wirkte die erste Interpretation vom Stern zu einem Klarinettensolo von Sutermeister: In gelbe Tücher gehüllt und so kaum als menschliche Wesen erkennbar, expandierten sie zu einem Gebilde das sich streckte und in sich zusammen fiel, um erneut zu erstehen – ein Hinweis auf die bevorstehende Menschwerdung des Göttlichen.

Im Hymnus wurde der strahlende Morgenstern gepriesen: Die Tänzerinnen, in fein schillernden Kleidern, ließen im ersten Satz der Hakim-Variationen für Klarinette und Orgel den Stern langsam schreitend aufgehen, im zweiten Satz folgte eine verspielte, folkloristisch angehauchte Version, die den Stern immer wieder in der Formation sichtbar werden lies.

Eindrucksvoll wurde der Psalm 16 „Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir“ in einem Solo mit Rezitation und Orgel umgesetzt, bei dem die Tänzerin zu Beginn auf einer Kirchenbank balancierte, um dann in den Mittelgang zu springen. Dort nahm sie die Besucher mit in das Anliegen des Psalmisten hinein „an den Heiligen im Lande nur hab´ ich mein Gefallen“. Nach einem kurzen Moment auf der Hauptbühne verließ die Tänzerin wieder über eine Kirchenbank balancierend die Szene mit der Zuversicht des Verses „Du bist mein Herr, mein ganzes Glück bist Du allein“.

Tänzerisch wurde auf die Marais-Variationen auf der relativ kleinen Hauptbühne einiges geboten: Soli, Duett und kleine Trios flossen dabei gekonnt zu den einfühlsamen Klängen von Orgel und Klarinette und ließen im Zuschauer zarte Bilder entstehen.

Einen Höhepunkt bildete ein Duett zum Magnifikat, das zum klaren Gesang der Sopranistin die Bedeutung der Mutter Gottes für die Heilsgeschichte hervorhob. Die Tänzerinnen gestalteten dieses Stück teils bildlich, teils abstrakt, ein wiederkehrendes, schlingendes Armmotiv und Momente in denen „Größtes“ und „Kleinstes“ verschmelzen, bildeten hierbei die Bewegungsthemen.

Zum Abschluss kam die überragende Wirkung von Licht in Verbindung mit tänzerischer Bewegung und Raum noch einmal besonders zur Geltung, dabei wurden Haupt- und Nebenbühne, sowie eine Bühne im Altarraum genutzt: Sphärisch tastend, gen Himmel strebend, bewegten sich die drei Tänzerinnen in blauem Licht zu dem Lied „Segne Du Maria“ vor dem Hochaltar und schlossen so den Kreis mit dem Hinweis auf das Zentrum des Glaubens: den leuchtenden Morgenstern.

Von der Gesprächsmöglichkeit mit dem Geistlichen und den Künstlern direkt im Anschluss an die Vesper wurde rege Gebrauch gemacht. „Neben Lob und Austausch über einzelne künstlerische Darstellungen fanden zahlreiche geistliche Gespräche statt“, so Dechant Pfr. Markus Blümel. Thomas Bretz, Referent für Neuevangelisierung im Seelsorgeamt des Bischöflichen Generalvikariats und Mitinitiator des Projektes unterstreicht: „Wirkliche Kunst hat Bezug zum Transzendenten, kann das Unabbildbare im Wissen der eigenen Unzulänglichkeit zum Ausdruck bringen und ermöglicht so den Verweis auf das Göttliche.“

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