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Blackmetal, Deathmetal, Powermetal, Folk…und kein Schlaf in Sicht – Grandioses 20. Rockharz-Festival

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Ballenstedt – ein verträumtes kleines Städtchen am nördlichen Rand des Ostharzes. Knapp 7750 Einwohner. Idyllisch? Meistens, wenn nicht gerade 12.000 Menschen die Kleinstadt zum jährlichen Rockharz-Festival stürmen. Vier Tage lang, vom 10. bis zum 14. Juli, herrschte dort absoluter Ausnahmezustand. Unterhalb der Teufelsmauer, auf dem Ballenstedter Flugplatz, hatten sich Rock- und Metalfans aus ganz Deutschland versammelt. Über das Festivalleben vor und hinter den Kulissen berichtet unsere Freie Mitarbeiterin Diana Malessa.

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Zwanzigjähriges Rockharz-Jubiläum, das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Großartiges Line-up, super Organisation, familiäres Feeling – das sind aus meiner Sicht die größten Stärken dieses Festivals, des viertgrößten Festivals dieser Art in Deutschland.

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Ich selbst war schon drei Mal dabei und kann nur staunen, denn schon am Mittwoch sind 80 Prozent aller Besucher auf dem Festivalgelände. Der eigentliche „Warm-up-Day“ zeigt sich so beliebt wie in keinem Jahr zuvor. Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Einlass stehe ich in einer gefühlten kilometerlangen Schlange. Aufgrund des Andrangs hat man die Tore bereits zwei Stunden früher geöffnet. Dennoch gibt es noch genug gute Plätze zum Campen. Nicht zu nah, nicht zu weit entfernt. Hauptsache nah genug an den sanitären Anlagen. Als Frau ist man ja etwas verwöhnt.

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Weiter geht’s: Zelte aufbauen, Einlassbändchen holen und traditionell erst mal den Grill anwerfen. Sich mit den Campnachbarn  anzufreunden ist dort ein Leichtes. Ich habe selten so offene, herzliche und vor allem verrückte Menschen getroffen. In diesem Jahr hatten wir sogar eine Miettoilette.  Erstaunlicherweise, waren die für alle zugänglichen Dixie-Toiletten so sauber, dass wir darauf gut und gerne hätten verzichten können.

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Nicht nur dass die Organisatoren 30 Prozent mehr Dixies als im Vorjahr haben aufstellen lassen, sie wurden auch noch alle sechs Stunden gereinigt. Und das habe ich – und da werden mir sicher viele OpenAir-Fans zustimmen – noch auf keinem Festival erlebt. Während die Betreuer/innen der sanitären Container mit so manch böser Überraschung zu kämpfen haben, pflegen sich die Dixies quasi von selbst.

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Der „Aufwärmmittwoch“ gelingt grandios. Trotz Tonschwierigkeiten rockt die Meute ab. Absolut gelungener Einstieg. Meine Favoriten sind Nachtgeschrei und Megaherz. Die Jungs von Nachtgeschrei sind nicht nur was fürs Auge, sondern auch musikalisch mein kleines Mittwochshighlight. Megaherz? Ohne frage: TOP. Die Stimmung ist zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ausgelassen und mit Megaherz gelingt der Abschluss des Tages perfekt.

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Nach einer langen Nacht – natürlich wiederholt am Grill – kitzeln morgens um 8 Uhr gefühlte 40 Grad ganz zärtlich wach. Andere würden es Vorschlaghammermethode nennen. Während die Jungs intensiv planen, wie sie das Dosenbier langfristig kühlen, aalen sich die Mädels bereits in der Sonne. Die Anreisewelle ist zu diesem Zeitpunkt schon voll in Gange. Zeit, sich umzuschauen. Einige Neuerungen im Vergleich zum letzten Jahr.

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Natürlich kann man sich wie gehabt bei einem herzhaften Frühstück für den Tag stärken, aber auch mit Lebensmitteln im festivaleigenen „Supermarkt“ eindecken. Duschen und Spültoiletten sind ausreichend vorhanden. Bierstand? Kaffee- to-go? Alles gut erreichbar. Was will man mehr? Klar: Bands, Merchandising und der übliche Schnickschnack, der auf Festivals nicht fehlen darf.

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Verhungern kann man auch nicht – von Döner über Knoblauchbrot und Pizza bis hin zu kleinen Asiatischen Leckereien – für jeden etwas dabei. Wichtig natürlich: das perfekt temperierte Bier und die antialkoholischen Getränke. Unverzichtbar bei den sommerlichen Temperaturen.

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Warten bis 14 Uhr  bis Grailknights den musikalischen Tagesteil  eröffnen. Ohrenfeindt, Vader , Unearth.. und dann mein Sympathieträger Mono Inc. Muss man mal gesehen haben, auch wenn das alles sicherlich Geschmackssache ist. Geschmäcker sind verschieden, aber mit Recht kann ich behaupten, dass für jeden etwas dabei ist: Blackmetal, Deathmetal, Powermetal , Folk…

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Eines meiner Highlights ist Subway to Sally. Mit deren Sänger Eric Fish, der sich spontan in die Menge wirft, bringen diese das Partyvolk zum Abfeiern. Es fehlt auch keinesfalls an Bühnenpräsenz. Ich persönlich bin fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute. Für mich im Rückblick definitiv einer der gelungensten Auftritte des gesamten Festivals.

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Etwas enttäuschend hingegen Kreator, was sicherlich nicht an der Band liegt, sondern eher an der missglückten Abmischung. Der sonst so „agressive“ Mille kann sich leider nicht wirklich durchsetzen.  Schade, dadurch geht einiges an Stimmung verloren. Nichtsdestotrotz  ist der Freitag ein super Auftakt für das eigentliche Festival.

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Bis tief in die Nacht wird gefeiert. Es ist immer ein besonderes Erlebnis, wenn man feststellt, dass man wieder die Hälfte vergessen hat. Oropax zum Beispiel. Und natürlich steht genau dann in der unmittelbaren Nähe einen Bus, der im Grunde ein einziger Lautsprecher ist. Was bleibt einem da noch anderes übrig, als wieder aus dem Zelt zu kriechen und weiter zu feiern?  Schlaf auf einem Festival wird bekanntlich überbewertet.

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Freitag, quasi Halbzeit. Beim Frühstücksgrillen wird ein Blick auf die Running Order geworfen. Guter Tag, gute Bands, gute Zeiteinteilung.  Ein Glück, dass es beim Rockharz zwei gleichwertige Bühnen direkt nebeneinander gibt. Während auf der Darkstage eine Band die Massen aufheizt, wird auf der Rockstage schon für die nächste aufgebaut. Vom Soundcheck bekommt man kaum etwas mit. Der wohl größte Vorteil ist, dass es zu keinen Zeitüberschneidungen kommt. Der musikbegeisterte Fan verpasst also keinen Künstler.

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Um 14 Uhr werden die Menschen von den Excrementory Grindfuckers angezogen. In der Szene recht bekannt, unterhalten diese das Publikum mit ihrer recht eigenwilligen Art. Ein Mix aus bekannten Melodien und Grindcore, muss man einfach mal gesehen haben. Stimmung garantiert.

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Die Überraschung des Tages: Delain. Zugegeben: Ich kannte diese Band bisher nicht. Es lohnt sich jedoch, da mal reinzuhören. Ich bin recht angetan und das nicht nur von der wahnsinnig starken Ausstrahlung der Sängerin.

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Moonspell, Alestorm und Dark Tranquillity können sich ebenso sehen und hören lassen. Ich warte auf Eluveitie. Die acht Mitglieder begeistern mich zum  vierten Mal auf einem Festival mit ihrem Pagan-Metal. Mein Herz schlägt weiterhin für die Schweiz. Der Freitag klingt aus mit Iced Earth, Accept und Soulfly.

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Es ist unfassbar, wie schnell die Zeit auf dem Rockharz vergeht. Es ist ebenso unfassbar, wie lange es dauert, bis das Jahr dann endlich wieder rum ist. Der letzte offizielle Tag will also genossen werden. Man könnte meinen, nach drei Tagen Dauerfeiern wäre man am Samstag müde. Falsch. Auch wenn es auf dem Festivalgelände eher ruhig ist, weiß man doch: müde sind wir noch lange nicht. Ich bin nur etwas faul. Das liegt aber eher an der Hitze und dem Sonnenbrand.

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Trotzdem schaffe ich es noch pünktlich zu Dark at Dawn und Van Canto. Letztere habe ich auch noch nie live gesehen – und bin fasziniert. Das ist schon eine Leistung, so etwas a capella auf die Bühne zu bringen. Der Nachmittag ist ruhig – doch ich wundere mich, wo auf einmal die ganzen Menschenmassen herkommen. Sobald JBO auf der Bühne stehen, kocht die Stimmung über. Da passiert es schon mal, dass man in der ersten Reihe gelegentlich von einem aufblasbarem Planschbecken oder Gummiboot „erschlagen“ wird. Was für eine Freakshow – Daumen hoch!

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Bei Eisbrecher wird es etwas ruhiger, aber nicht weniger gut. Sie rocken die Bühne. Als persönlicher Fan könnte ich hier nun ins Schwärmen geraten. Der Headliner des Abends: Avantasia. Was soll ich sagen? Absolut gelungen. Ein grandioser Abschluss, wenn auch im Vergleich zum Rest des Festivals etwas soft – zum Ausklingen aber genau richtig.

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Fünf Tage nach Ballenstedt bin ich noch immer geflasht von den Erlebnissen. Ein ganz großes Lob an die Organisatoren und Beteiligten des Events. Man kann es kaum besser machen. Ich hoffe sehr, dass das familiäre Feeling weiterhin erhalten bleibt.  Rockharz – mein Geheimtipp. Danke für die tollen vier Tage. Bis zum nächsten Jahr! (Text und Bilder: Diana Malessa)

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