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Mit dem Umweltmobil „RUMpel“ werden Kinder zu Forschern – Seit fast zwei Jahren im Ein-satz

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Wieso, weshalb, warum? Michael Kirse beantwortete neugierige Kinderfragen. Michael Kirse ist mit Kindern in der Region der Natur auf der Spur.             Fotos: Limpert

Wieso, weshalb, warum? Michael Kirse beantwortete neugierige Kinderfragen.
Michael Kirse ist mit Kindern in der Region der Natur auf der Spur. Fotos: Limpert

Hofbieber/Künzell. „Michael, was ist das?“, „Michael, guck mal, was ich gefunden habe!“, „Michael…!“. 17 Kinder der Theotrich-Schule in Dietershausen stehen mit Gummistiefeln, Sieben, Schüsseln und Lupen im Bach hinter der Jugendbildungsstätte in Mahlerts – und mittendrin balanciert in wasserdichter Latzhose als gefragter Experte Michael Kirse. Ob der Inhaber des Umweltmobils „RUMpel“ es bereut, den Dritt- und Viertklässlern das „Du“ angeboten zu haben, weil unter Forschern die kurze Anrede mit Vornamen üblich sei? Sicherlich nicht, denn das dreisilbige „Herr Kirse“ hätte dem 42-Jährigen auch keine Verschnaufpause verschafft. Die er allerdings auch gar nicht zu benötigen scheint. Ruhig besieht er sich die Funde, lobt Besonderes und verweist darauf, dass die Tierchen nachher genauer unter die Lupe genommen würden.

Wobei „Lupe“ einen falschen Eindruck vermittelt, denn RUMpel ist ein umgerüstetes Sprinterfahrzeug mit hochkarätiger Ausstattung. Besonders stolz ist Kirse auf die Mikroskop-Anlage in dem Kleinbus, welche die aus dem Bach gefischten Dreiecksstrudelwürmer oder Köcher- und Eintagsfliegenlarven auf einem großen Flachbildschirm 180-fach vergrößert zeigt, sodass die „Forscher“ sie gemeinsam bewundern können. Lehrerin Margit Schwendner-Schaub hatte das Umweltmobil als Programmpunkt für den Landschulaufenthalt gebucht.

„Etwa 20 Umweltmobile gibt es europaweit, aber in Hessen, Thüringen und Unterfranken ist RUMpel das einzige, das hauptamtlich und ganzjährig unterwegs ist“, erläutert der gelernte Forstwirt. Weltweit einzigartig sei, dass es privatwirtschaftlich betrieben werde. „Deshalb schauen alle Kollegen auf dieses Fahrzeug, das zudem das am besten ausgerüstete ist“, sagt Kirse. Er zieht Schubladen auf, in denen sich Nachtsichtgeräte, eine Wärmebildkamera, Fledermausdetektoren, Mikroskope, Endoskope und Stethoskope befinden.

282-RUMpel__KirsemitSteinBei dem Termin mit den Schülern der Theotrich-Schule schaut ihm Katharina Morawetz vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg über die Schulter. In dem Bundesland gibt es sieben Umweltmobile, aber keines speziell zum Thema Gewässer. Bei der Einrichtung eines „Fischmobils“ möchte der Fischereiverband von Kirses zweijähriger Erfahrung profitieren. „Wir etablieren uns“, meint Kirse. Sein Ziel war es von Anfang an, die Umweltbildung zu positionieren: „Professionelle Umweltbildung darf etwas kosten.“ Für eine etwa dreistündige Veranstaltung mit bis zu 20 Kindern berechnet er 170 Euro. „Ein Vorteil meiner Selbstständigkeit ist, dass ich zeitlich sehr flexibel und rund um die Uhr einsatzbereit bin.“

Seine Kunden sind Schulen, Kindergärten und Jugendbildungsstätten, aber auch Privatpersonen, die ihn für Kindergeburtstage oder Betriebsausflüge buchen. Das Einzugsgebiet reicht über die hessische, bayerische und thüringische Rhön hinaus.

Die mobile, interaktive Umweltbildung (RUMpeL) ist nur ein Bestandteil von Kirses Unternehmen „Biologisches Umweltnetzwerk Rhön“. Der studierte Landespfleger mit dem Schwerpunkt Wald- und Landschaftsökologie strebt eine regionale Kooperation mit Partnern aus den Bereichen Umwelt und Ökologie, Bildung und Wissen, Essen und Versorgung sowie Bau und Planung an. Nebenbei arbeitet er am Aufbau eines wissenschaftlichen Lehrhofs in Schmalnau. „Es geht mir darum, die Menschen wieder mehr für die Natur und somit unsere Umwelt zu sensibilisieren.“

Dabei scheint in Mahlerts an erster Stelle der Spaß in der Natur zu stehen. Egal ob bei Gruppenspielen, dem Sammeln der Tiere und Pflanzen oder ihrem Untersuchen: Die Kinder sind eifrig und konzentriert bei der Sache, aber auch oft am Lachen oder Kichern. Und nicht nur sie: Michael Kirse muss mitlachen, als ein Junge auf die Frage, wie die Tiere heißen, die von Raubtieren gejagt werden, „Vegetarier“ antwortet. Als er anhand von Präparaten, die auch befühlt werden dürfen, den Unterschied zwischen Biber, Nutria und Bisamratte erklärt, sind die Zuhörer fasziniert von den scharfen Krallen der Nager. „Nur der Biber hat Finger wie wir“, so Kirse. „Bohrt er damit auch in der Nase?“, möchte ein Mädchen wissen. „Ich habe noch keinen dabei erwischt“, meint Kirse. „Vielleicht heimlich unter Wasser. Ich werde nächstes Mal mit meiner Unterwasserkamera darauf achten.“ Denn der Ebersburger ist auch offiziell beauftragt, die Biber im Landkreis Fulda zu beobachten und zu kartieren. www.bionetzwerk-rhoen.de

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