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Früherer Oberbürgermeister Dr. Hamberger für Verdienste um Jüdische Gemeinde Fulda geehrt

Auf Vorschlag von Michael Cahn, dem Sohn des letzten Fuldaer Rabbiners, ist der frühere Fuldaer Oberbürgermeister und engagierte Katholik Dr. Wolfgang Hamberger jüngst für seine Verdienste um die Jüdische Gemeinde in Fulda geehrt worden. Im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät Fulda überreichte ihm Prof. Dr. Nahum Rakover (Jerusalem) sein Buch über das Gesetz der Kinder Noahs und würdigte im Beisein der früheren Vorsitzenden der Kultusgemeinde Linde Weiland sowie ihres Nachfolgers Roman Melamed Hambergers Engagement für die Wiederbelebung jüdischen Lebens in der Bonifatiusstadt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Cahn nicht persönlich teilnehmen. Dr. Rudolf Summa betonte, dass es Hamberger mit „Empathie, Geduld und Glaubwürdigkeit“ gelungen sei, im Jahre 1987 rund 170 ehemalige Fuldaer Juden, die ihre Heimat während der nationalsozialistischen Diktatur unter schlimmen Umständen verlassen mussten, nach Fulda einzuladen.

Prof. Rakover hielt einen Vortrag in englischer Sprache über Recht und Gesetz auf der Grundlage der Bibel. Der Gast aus Israel zeigte sich erfreut darüber, in Fulda sein zu können, wo in Mittelalter und Neuzeit eine wichtige jüdische Gemeinde bestand. Laut Rakover beruhe der Grundsatz, Verbrecher zu rehabilitieren und wieder in die Gesellschaft aufzunehmen, auf dem Gebot der Nächstenliebe aus der Bibel. In den Büchern der Torah finde sich bereits der Hinweis auf die Privatsphäre des Menschen, die im Staat Israel gesetzlich verankert wurde. „Gott wünscht nicht allein das Gesetz, sondern die Verbindung von Recht und Gerechtigkeit“, unterstrich der Referent mit Blick auf die ethische Fundierung der Gesetzgebung. Die Torah verpflichte dazu, Schaden von anderen Menschen abzuwenden. „Wir sind sehr wohl die Hüter unserer Brüder“, so Prof. Rakover. Auch wenn konkrete Situationen sich wandelten, so blieben die ethischen Grundlagen doch bestehen. Biblische Quellen seien somit auch für die heutige Gesellschaft relevant.

Dr. Hamberger dankte in deutscher und englischer Sprache für die Ehrung durch Prof. Rakover und die Jüdische Gemeinde. Ein früherer Fuldaer Jude habe einmal zu ihm gesagt: „In Fulda waren die Juden immer jüdischer als anderswo“. Er zeigte sich besonders dankbar, dass Fulda nach den Ereignissen der nationalsozialistischen Zeit heute wieder die Heimat von Juden geworden sei. „Wir haben die Verantwortung, dass das Geschehene niemals vergessen wird“, so der frühere Oberbürgermeister. Daraus resultiere eine „heilige Verpflichtung“.

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