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Neue Tourismus-Struktur für die Destination Rhön

Dr. Alexander Schuler_BTE BerlinDie Rhön ist auf der Suche nach einer neuen Tourismus-Struktur, die in der Lage ist, auf die Herausforderungen der Zukunft und den Wettbewerb der touristischen Regionen untereinander schlagkräftig zu reagieren. Die Regionale Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Rhön hat die in Berlin ansässige BTE Tourismus- und Regionalberatung mit der Erarbeitung eines entsprechenden Konzeptes beauftragt. Carsten Kallenbach vom Freien Journalistenbüro der Rhön sprach darüber mit Dr. Alexander Schuler, Geschäftsführender Gesellschafter von BTE und Leiter des Berliner Büros.

Herr Schuler, was konkret ist Ihre Aufgabe?

Alexander Schuler: Die Rhön hat sich seit langem mit dem Thema beschäftigt, die derzeit existierende Tourismusstruktur zu optimieren. Vor allem die Leistungsträger, aber auch die verschiedenen Tourismusorganisationen in der Region wünschen sich eine Struktur, die auf lange Sicht gut funktioniert. Deshalb hat die ARGE Rhön uns als Experten auf diesem Gebiet mit einer neutralen Sicht von außerhalb beauftragt, entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.

Inwieweit werden von Ihnen die regionalen Akteure vor Ort in die Entscheidungsfindung mit einbezogen?

Alexander Schuler: Die Rhön ist keine einfache, homogene Destination. Die Zusammenarbeit funktioniert über drei Bundesländer und fünf Landkreise hinweg. Daneben haben wir mit den Naturparken und dem Biosphärenreservat sowie den verschiedenen Verwaltungsstellen weitere Akteure, die sich im Tourismus engagieren. Verschiedene regionale private Initiativen haben sich zu Vermarktungskooperationen zusammengefunden. Außerdem gibt es die Dachmarke Rhön als länderübergreifende Initiative, die aber keinen Auftrag im Tourismus hat. Daher haben wir es als notwendig erachtet, mit möglichst vielen Beteiligten intensive Gespräche zu führen, beispielsweise mit den Tourismusorganisationen der drei Länder, den Landräten als politisch Verantwortliche sowie der Dachmarke Rhön und verschiedenen Leistungsträgern vor Ort. Möglichst schnell wollten wir uns selbst einen Überblick verschaffen und ein Stimmungsbild einholen. Das erklärte Ziel aller Akteure ist es, dass die Struktur verbessert werden muss. Unsere gewonnene Sicht von außen werden wir mit den Akteuren der Region auf einer „Zukunftswerkstatt“ am 10. März diskutieren.

Was ist aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren im Rhön-Tourismus nicht gut gelaufen?

Alexander Schuler: Vorab gesagt: Wenn die Struktur im Tourismus nur schlecht gewesen wäre, dann hätte es beispielsweise den HOCHRHÖNER in der Rhön als Premiumwanderweg und damit eines der Flaggschiffe im Tourismus nicht gegeben. Deshalb werden wir auch genau hinsehen, welche Strukturen und Prozesse wir erhalten können und sollten und wo wir nachsteuern müssen. Im Übrigen wird die Rhön von anderen Destinationen in Deutschland durchaus positiv gesehen. Erfolge sind die Zusammenarbeit der Biosphärenreservatsverwaltungen über Ländergrenzen hinweg, die ARGE Rhön als Zusammenschluss der fünf Rhönlandkreise sowie grenzüberschreitende Maßnahmen im touristischen Bereich. Sehr positiv und fast etwas neidisch wird von anderen Regionen die Dachmarke Rhön mit ihrer Vermarktung von regionalen Produkten und dem Zusammenwirken der Erzeuger untereinander betrachtet. Innerhalb der Region wird der Rhön-Tourismus jedoch weitaus kritischer gesehen, vor allem seitens der Leistungsträger. Angesichts einer steigenden Wettbewerbssituation der Destinationen untereinander und wachsender Gästebedürfnisse bedarf es einer unternehmens- und marktorientierten Organisationsstruktur, welche die Rhön für die Zukunft fit macht. Auf diesem Weg müssen die Leistungsträger mitgenommen werden. Zahlreiche Herausforderungen verlangen eine gemeinsame Strategie, an deren Umsetzung öffentliche wie private Partner gemeinsam mitwirken. Dies erfordert einen intensiven Austausch. Hier kommt die bisherige Struktur an ihre Grenzen und will sich selbst weiterentwickeln.

Was konkret muss sich ändern, damit die Rhön in Zukunft wieder schlagkräftiger im Tourismus wird?

Alexander Schuler: Die Rhön ist jetzt an einem Punkt, wo sie zwar merkt, dass in der Vergangenheit viel erreicht werden konnte, wo sie aber auch sieht, dass sie mit der derzeitigen Struktur nicht weiter voran kommt. In Zukunft wird eine noch stärkere, grenzüberschreitende Zusammenarbeit notwendig sein. Zentral sind eine klare Aufgabenteilung und Abstimmung. Welche Rechtsform die neue Struktur dabei hat, ist eher sekundär. Eine GmbH ist nicht unbedingt besser oder schlechter als ein Verein. Alles hängt davon ab, wie innovativ die Struktur und Prozessorganisation ist, wie innovativ die Mitarbeiter sind und wie innovativ ein Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin den Tourismus in der Rhön voran bringt. Unser Auftrag ist es allerdings nicht, die Struktur mit neuen Köpfen zu besetzen, sondern zunächst die notwendigen Personalprofile zu erarbeiten. Sicher ist, dass es im heutigen Destinationsmanagement stärker als bisher moderierender Fähigkeiten bedarf und sich die Arbeit nicht nur nach außen, sondern auch nach innen richten muss. Ein unverwechselbares Profil für die Rhön nach außen bedarf auch ehrlicher und erlebnisreicher Angebote und Produkte in der Destination, die diesem Profil entsprechen. Öffentliche und private Partner müssen hierfür in Netzwerken intensiv zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Die neue Destinationsmanagement-Organisation muss diese Netzwerke koordinieren und moderieren. Für diesen Weg wird eine Vision und strategisches Handeln mit einer taktischen Perspektive von mindestens fünf bis zehn Jahren benötigt. Eines steht fest: der Wettbewerb der Destinationen untereinander ist härter geworden, denn auch andere Destinationen haben sich neu aufgestellt. Will eine Region im Wettbewerb mithalten, darf sie nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern muss sich in der Organisation, im Management und im Marketing kontinuierlich hinterfragen.

Welchen Fahrplan Ihrerseits gibt es, bis ein Konzept für eine neue Tourismus-Struktur in der Rhön umgesetzt werden kann?

Alexander Schuler: Am 10. März werden wir zunächst in Bad Kissingen die so genannte „Zukunftswerkstatt“ mit allen regionalen Akteuren veranstalten. Wir werden uns dabei andere Beispiele aus dem Tourismus im deutschsprachigen Raum anschauen, ergründen, wie das aktuelle Lagebild in der Rhön ausschaut und dies mit den Teilnehmern diskutieren. Wir wollen darüber hinaus gemeinsam an den Leitplanken für die zukünftige Strukturierung arbeiten. Auf der Grundlage dieser ganztägigen Veranstaltung wird von unserem Büro das neue Organisationsmodell entwickelt und mit der ARGE Rhön verschiedene Varianten diskutiert. Der Abschlussbericht des Projektes wird Ende April vorliegen.

Wird die Rhön den Mut dazu haben, Ihre Vorschläge anschließend auch umzusetzen?

Alexander Schuler: Ich habe in allen Gesprächen, die ich geführt habe, und das waren wirklich nicht wenige, gemerkt, dass die handelnden Akteure in der Rhön den absolut starken Willen haben, den momentan existierenden gordischen Knoten zu zerschlagen. Die Erwartungshaltung an uns ist sehr groß, denn alle wollen, dass die Destination Rhön wettbewerbsfähiger und handlungsfähiger wird.

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