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Simone Müller ist seit dieser vergangener Woche Koordinatorin für die Öko-Modellregion

157-Öko-Modellregion„Das ist der Haken, an dem ich mich festhalten kann, um den Betrieb fortzuführen“, sagt Nebenerwerbslandwirt Thomas Sauer aus Poppenhausen. Er begrüßt, dass sich der Landkreis im vergangenen Jahr beim Land für die Teilnahme an einem Projekt zum Ökolandbau beworben hatte. Seit Mai 2015 gehört Fulda nun zu einer von drei Öko-Modellregionen in Hessen.

Bereits heute weist die Rhön mit rund zwölf Prozent einen im hessischen Vergleich hohen Anteil an Biobetrieben auf. „Ziel der Öko-Modellregion ist es nicht, ausschließlich auf Biobetriebe zu setzen. Aber es soll so viele geben, dass der Verbraucher beim Kauf regionaler Lebensmittel die Wahl zwischen biologisch und konventionell erzeugten hat“, erläutert Rieke Trittin, Sachbearbeiterin im Fachdienst Landwirtschaft. Als Ziel für den Förderzeitraum bis 2017 wird ein Flächenanteil von 16 Prozent Ökolandbau angestrebt. Dafür müssten pro Jahr fünf Betriebe auf biologische Produktion umstellen. Bis 2023 soll ein Öko-Flächenanteil von 20 Prozent erreicht werden. Dies entspricht auch der Zielsetzung für das Biosphärenreservat Rhön.

Thomas Sauer bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Frau einen Milchviehbetrieb mit 30 Kühen. „Als kleiner Bauernhof können wir nicht mit Weltmarktpreisen konkurrieren“, sagt er. Dabei sind seine weidenden Tiere aber auch Landschaftspfleger im „Land der offenen Fernen“ – und ein hübscher Anblick für Wanderer am Pferdskopf. Zwölf der 41 Hektar Grünland der Sauers können aufgrund der Steillage ausschließlich als Hutung genutzt werden. Auf Anregung der landwirtschaftlichen Beraterin des Vereins Natur und Lebensraum Rhön, Janet Emig, plant die Familie, auf Mutterkuhhaltung und biologische Fleischerzeugung umzusteigen. „Dafür müssen wir fast nichts ändern“, erläutert Thomas Sauer. „Unsere großzügigen Laufställe genügen jetzt bereits Bio-Kriterien. Auch der Verzicht auf Mineraldünger bedeutet keinen Einschnitt, weil ich damit schon immer sparsam umgegangen bin.“

Beim Großteil der Biohöfe im Landkreis handelt es sich um Grünlandbetriebe. Künftig soll verstärkt ein Augenmerk auf die ökologische Umstellung des Ackerbaus gelegt werden. Auch der Aufbau einer regionalen Biomilch-Verarbeitung und -Vermarktung sowie der verstärkte Einsatz von regionalen Bio-Produkten in der Gastronomie sind Schwerpunkte des Projekts.

Extra für diese Aufgaben hat der Landkreis jetzt eine Koordinatorin für Ökolandbau eingestellt, deren Stelle zu 75 Prozent vom Land Hessen finanziert wird. Die Agraringenieurin Simone Müller leitete vor ihrem Wechsel nach Fulda zuletzt die Direktvermarktung eines Bioland-Betriebs in Nordrhein-Westfalen. Seit 2007 war die ausgebildete Landwirtin, die zudem Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Beratung studiert hat, in verschiedenen ökologischen Landwirtschaftsbetrieben in leitender Position tätig.

„Eine meiner Hauptaufgaben hier wird sein, die Landwirte – etwa die Ackerbauern des Fuldaer Beckens und die Grünlandbetriebe der Rhön – untereinander zu vernetzen und gemeinsam mit Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen“, kündigt die 44-Jährige an.

Auf verschiedenen Messen hat der Landkreis bereits die Öko-Modellregion vorgestellt: mit Fruchtaufstrichen, Sirups, Apfel-Quitte-Secco und „Rhönkrachern“ – alles ökologische Leckereien aus der Region. Jedoch ist der Geschmack nicht der einzige Nutzen, den der Verbraucher aus dem Projekt zieht. „Die Landwirtschaft wird sich verstärkt an Werten wie Ressourcenschutz, nachhaltiger Landentwicklung und verbrauchernaher Lebensmittelerzeugung ausrichten. Konkret bedeutet dies beispielsweise, eine geringere Belastung des Grundwassers mit Schadstoffen und eine garantiert gentechnikfreie Nahrungsmittelerzeugung“, erläutert Janet Emig, die maßgeblich an der Erarbeitung des Konzepts zur Öko-Modellregion mitgewirkt hat.

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Umwelt & Tourismus