Kaiserschnitte: Anteil der Notfall-Operationen nimmt zu
Krankenhäuser in Hessen rechnen ihre Kaiserschnitt-Geburten zunehmend häufiger als Notfall-Operation ab und immer seltener als geplanten Eingriff. In den Jahren 2007 bis 2009 waren ungeplante Kaiserschnitt-Operationen in Hessen noch seltener als geplante. Ab 2010 hat der Anteil der Kaiserschnitte kontinuierlich zugenommen, die die Kliniken als ungeplante Notfall-OP abgerechnet haben – genau zu dem Zeitpunkt, seit dem Krankenhäuser für einen Notfall-Kaiserschnitt einen höheren Preis abrechnen können. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen hin und bezieht sich auf eine Auswertung ihres Wissenschaftlichen Instituts für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) sowie auf Daten der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH).
„Für den Anstieg der Notfall-Kaiserschnitte haben wir keine anderen Einflussfaktoren gefunden. Daher gehen wir davon aus, dass der finanzielle Anreiz für den zunehmenden Anteil der abgerechneten Notfall-Operationen ausschlaggebend ist“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen. Eine ungeplante Kaiserschnitt-Geburt wurde in Hessen im Jahr 2014 mit fast 3.400 Euro abgerechnet, eine vergleichbare geplante OP dagegen mit knapp 2.700 Euro. Bis 2009 haben die gesetzlichen Krankenkassen einen Kaiserschnitt noch einheitlich vergütet – unabhängig davon, ob die OP geplant oder ungeplant war.
Der TK in Hessen sind durch die Verschiebung hin zu mehr ungeplanten Kaiserschnittgeburten in den Jahren von 2010 bis 2014 Mehrkosten in Höhe von knapp 385.000 Euro entstanden. Hochgerechnet auf alle gesetzlichen Krankenkassen in Hessen schätzt die TK die Zusatzausgaben für den Zeitraum 2010 bis 2014 auf knapp 3 Millionen Euro.
Insgesamt ist sowohl bundesweit als auch in Hessen die Kaiserschnittrate seit der Jahrtausendwende deutlich gestiegen und hat sich mittlerweile auf hohem Niveau eingependelt. Nach Angaben der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (Stand 2016) liegt die Kaiserschnittrate 2014 landesweit bei 36 Prozent. Damit werden in Hessen mehr Kaiserschnitte durchgeführt als im Bundesgebiet (32 Prozent).