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Rückblick, Ausblick, Arbeitskreise – Vorstandswahl im Verein Fulda stellt sich quer

Die Jahreshauptversammlung des Vereins „Fulda stellt sich quer“ am Mittwochabend (14. März 2018) war bestimmt von Berichten, Wahlen und Diskussionen. Die Vorstandswahlen* brachten keine Überraschung hervor: Nahezu der gesamte alte Vorstand stellte sich erneut zur Wahl. Andreas Goerke ist weiter Vorsitzender, seine beiden Stellvertreter sind Benjamin Heumüller und Rolf Müller, der den Abend moderierte.

 

Andreas Goerke ließ das vergangene Jahr Revue passieren:

„2017 war geprägt von Hetze und rassistisch und antisemitisch motivierter rechter Gewalt. Auch meine Familie und ich mussten darunter leiden: Der Tiefpunkt war die Morddrohung gegen meinen Sohn.

 

Erstmals sitzen in Deutschland Faschisten der AfD im Bundestag und tragen offen ihre widerliche Hetze zu Schau. Es scheint für viele mittlerweile zum guten Ton zu gehören, auch öffentlich gegen Geflüchtete, Migranten, Homosexuelle, Lesben und Demokratinnen und Demokraten zu hetzen.“

 

Viele verorteten die Problematik in andere Gegenden, nicht in die ‚heile Welt‘ Osthessens. „Doch der Landkreis Fulda ist geradezu eine Hochburg der rechtsextremen Szene: Identitäre Bewegung, ‚Der III. Weg‘, NPD, AfD und Republikaner haben hier ein festes Fundament rechtsextremen Gedankengutes. Das spiegelte sich auch in dem AfD-Wahlergebnis bei der Bundestagswahl am 24. September wider.“ Um sich gegen Ausgrenzung wie Rassismus zu positionieren, brauche es nur ein wenig Zivilcourage. Viele Menschen im Landkreis Fulda hielten die wachsende rechte Bewegung für eine kurzzeitige Entwicklung. „Dem ist leider nicht so. Wir müssen weiter unsere demokratischen und sozialen Errungenschaften verteidigen und ausbauen: Menschenrechte sind nicht teilbar. Unser Engagement gegen Ausgrenzung, soziale Ungerechtigkeit und Krieg ist nötiger denn je.“

 

Aktivitäten des Vereins im Jahr 2017 waren beispielsweise:

  • Beteiligung an den Protesten gegen die AfD-Parteitage in Köln und Hannover als Teil des Bündnis‘ „Aufstehen gegen Rassismus“ (22.04.2017 / 02.12.2017).
  • Bildungsveranstaltungen in Schulen, Hochschule und bei Parteien.
  • Organisation der Demo gegen den III. Weg in Fulda (26.08.2017).
  • Diskussion mit FR-Journalisten Danijel Majic „Die Mythen der Rechten“ in Kooperation mit dem Stadtverband der Grünen (02.11.2017).
  • Filmabend „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ mit anschließender Diskussion mit Regisseur Peter Ohlendorf (14.09.2017).

 

„Aktionen und Infomaterial werden durch Mitgliedsbeiträge und den Verkauf von Buttons u. ä. finanziert. Zudem dürfen wir kostenfrei der DGB-Tagungsraum für Veranstaltungen und Treffen nutzen“, fasste Kassierer Martin Uebelacker die Einnahmenseite zusammen.

 

„Besonders freuen wir uns über die Wertschätzung unserer Arbeit. Im vergangenen Jahr erhielten wir den ‚Preis der Vielfalt 2017‘ des Arbeitskreises Migration & Vielfalt der Bundes-SPD. In Kürze wird uns der ‚Otto-Wels-Preis für Demokratie 2018‘ der SPD-Bundestagsfraktion“ verliehen“, teilte Andreas Goerke mit.

 

Ausblick auf das Jahr 2018 und Rückschau auf den Jahresanfang:

  • Organisation der Demonstration „Stoppt den Krieg – Frieden in Afrin“ am 3. Februar.
  • Am 9. März las Silvia Gingold aus den Erinnerungen ihres Vaters Peter Gingold „Paris – Boulevard St. Martin No. 11“ gemeinsam mit Herausgeber Ulrich Scheider.
  • Die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung wird am 23. April von Oberbürgermeister Wingenfeld im Hochschulzentrum Fulda Transfer (Heinrich-von-Bibra-Platz 1b) eröffnet.
  • Bis zum 18. Mai wird diese Ausstellung in einigen Fuldaer Schulen gezeigt werden.
  • Am 8. Mai wird es eine Veranstaltung zu Werken der vom Naziregime verfemten Schriftsteller*innen in Kooperation mit der Buchhandlung Ulenspiegel geben. Anlass ist der 85. Jahrestag der inszenierten unseligen Verbrennung von Büchern (10. Mai 1933): „Verbrannt, doch nicht vernichtet”.
  • Am 30. Juni wird der Verein die Proteste gegen den AfD-Parteitag in Augsburg unterstützen.
  • Esther Bejarano wird am 9. September 2018 im Kreuz-Saal ein Konzert mit der Kölner Rap-Band Microphone Mafia geben.
  • Am Folgetag wird die 93-jährige Auschwitz-Überlebende Fuldaer Schülerinnen und Schülern in der Stadtpfarrkirche als Zeitzeugin von den Schrecken der Nazi-Zeit erzählen. Bereits 2015 konnte Fulda stellt sich quer Frau Bejarano für ein Konzert (im ausverkauften Orangerie-Stadtsaal) und ein Zusammentreffen mit Schüler*innen in der Christuskirche gewinnen.

 

Benjamin Heumüller stellte vor, wie mit Arbeitskreisen (Recherche, Redaktion, Erinnerungsarbeit) die Vereinsarbeit auf eine breitere Basis gestellt werden soll.

 

Mit 26.000 Followers habe die Facebookseite des Vereins https://www.facebook.com/VereinFuldastelltsichquer/mittlerweile eine beträchtliche Reichweite. Doch auch analoge Treffen kommen nicht zu kurz:

Auch 2018 wird der Verein zu Stammtischen einladen – jeden dritten Donnerstag des Monats ab 20:30 Uhr im Stadtwächter (Pfandhausstraße 14 / Fulda).

 

Vorstandssprecher Andreas Goerke beendete die Versammlung mit den Worten des Juristen Fritz Bauer: „Leider ist es eine typisch deutsche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, ‚Nein‘ zu sagen.“

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