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Die Oberstufen-Info-Tage der Agentur für Arbeit lockten knapp 400 Schülerinnen und Schüler nach Alsfeld

Was mag ich? Was kann ich? Wo will ich hin? Fragen wie diese stellen sich drängender, je näher der Schulabschluss rückt und je mehr man als junger Erwachsener überlegen muss, wohin die berufliche Reise zumindest für den Anfang gehen soll. Und Angebote gibt es viele – zumal für Abiturienten, denen sowohl zahlreiche Ausbildungswege als auch eine Vielzahl verschiedener Studiengänge offenstehen: Von 19.000 Studiengängen sprach die FAZ im Oktober vergangenen Jahres – wer kann da noch gezielt auswählen, was für ihn in Frage kommt? Oder ob vielleicht zunächst eine Ausbildung gut wäre, vielleicht auch eine Kombination aus beidem, also ein Duales Studium? Das Internet ist bei Suche nach Informationen keine große Hilfe, wie Gerrit Lepper, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit, anlässlich der Oberstufen-Info-Tage an der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule vor wenigen Tagen kundtat: Im Bruchteil einer Sekunde erhält man auf die Suchanfrage „BWL studieren“ 3.720.000 Ergebnisse – hilfreich sieht anders aus.
Wie genau, das konnten nun wieder knapp 400 Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen im Vogelsberg – also Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule, der Alexander-von-Humboldt-Schule, der Max-Eyth-Schule und der Vogelsbergschule – erleben, als sie der Einladung der Albert-Schweitzer-Schule für die Oberstufen-Info-Tage folgten. Diese finden abwechselnd hier und am Lauterbacher Gymnasium statt und sind Teil des Konzeptes der Berufs- und Studienorientierung beider Schulen. „Das Angebot, das die Schulen im Vogelsbergkreis ihren Schülerinnen und Schülern machen, sucht seinesgleichen in der Region“, freut sich Lepper, der sich wünschte, dass andere Schulen diesem immer wichtiger werdenden Thema die nötige Bedeutung beimessen würden.
Schwerpunkt der Oberstufen-Info-Tage ist die Begegnung mit Menschen aus der Praxis. 29 Referenten und Referentinnen berichteten in diesem Jahr aus ihrem Berufsalltag, aber auch von ihrem Weg dorthin, von Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten. Daneben gab es hilfreiche Informationen zum Thema Gap-Year, beispielsweise FSJ, Bundesfreiwilligendienst oder Auslandsaufenthalt, einzelne Hochschulen der Region stellten sich vor, und in einem MINT-Café ging es darum, vermeintlich klassische Männerberufe aus dem Bereich Mathematik-Informatik-Naturwissenschaft-Technik auch jungen Frauen ans Herz zu legen. Dafür waren eigens weibliche Vertreterinnen aus Berufen dieser Branche nach Alsfeld gekommen, deren Präsentationen aber auch für junge Männer offen und sehr interessant waren. Die Bandbreite der vorgestellten Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten ging von Architektur über Journalismus und Kommunikation bis hin zu Rechtswissenschaften, Sport und Umwelttechnik oder Verpackungsmanagement. Es waren Vertreter von Polizei und Bundeswehr vor Ort, Mediziner, Informatiker, Finanzfachleute oder verschiedene Natur- und Sozialwissenschaftler. Überall konnten sich die interessierten zukünftigen Abiturienten informieren – eine einmalige Gelegenheit, die auch die Vielfalt der Region widerspiegelt, wie Holger Palm vom Schulleitungsteam der Albert-Schweitzer-Schule unterstreicht. „Für die Schülerinnen und Schüler ist dies hier eine einmalige Gelegenheit, sich über die Möglichkeiten nicht nur an den deutschen Universitäten, sondern auch vor Ort zu erkundigen“, legt Palm dar, „und sie bekommen all diese Informationen aus erster Hand auf dem Silbertablett serviert.“ Dies sei auch nötig, so die einhellige Meinung der Experten von der Arbeitsagentur: Die Oberstufen-Info-Tage seien ein Baustein in dem Konzept, den jungen Menschen auch im ländlichen Raum ein komprimiertes und dabei möglichst umfangreiches Angebot zu machen.
In den täglichen Openings hatten Lepper und seine Kollegen Marco Sankewitz und Helga Fuchs viele praktische Tipps für die jungen Erwachsenen. So könne man vertiefende Infos zu verschiedenen Berufen auch bei Berufsverbänden einholen. Man solle seinen Einstieg in den Ausbildungs- oder Berufsmarkt schon vor einem eventuellen Auslandsaufenthalt planen und sich gleichzeitig auch darüber im Klaren sein, dass es wichtig ist, neben aller Zielstrebigkeit auf dem Arbeitsmarkt auch flexibel zu bleiben. Gerrit Lepper ergänzt: „Bei der Wahl der Berufsausbildung fallen viele Faktoren in die Waagschale: Man muss sich fragen ‚Was bin ich für ein Lerntyp?‘, ‚Muss es eigentlich ein Studium sein oder passt eine Ausbildung besser zu mir?‘, ‚Tut mir ein Auslandaufenthalt als Perspektivwechsel gut?‘“ Wie wichtig bei all diesen Fragen die persönliche Ansprache ist, betont Oberstufenleiterin Doris Roth: „Wir ermöglichen hier die direkte Kontaktaufnahme – sowohl zu den Menschen aus der Praxis als auch zu den Vertreterinnen und Vertretern von Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen – und das sehr niedrigschwellig im Schulgebäude und in der Schulzeit. Selbst für die Schülerinnen und Schüler, die aus Lauterbach zu uns kommen, ist es eine Art Heimspiel.“
Bei der Fülle der Angebote an zukünftige Schulabsolventen ist eine gute Hinführung zu dem Thema bereits in der Schule von großer Bedeutung. Daher forciere auch das Kultusministerium die Berufs- und Studienorientierung an Schulen sehr, wie Holger Palm darlegt. Beide Gymnasien im Kreis sind hier zertifiziert und leisten für ihre Schülerinnen und Schüler viel auf diesem Gebiet, unterstreicht Gerrit Lepper.
Die jungen Menschen selbst zeigten viel Interesse an der Veranstaltung. Sowohl die Aula als auch die einzelnen Vortragsräume waren stets gut gefüllt, Nachfragen an die Referenten gab es viele. Die Erfahrung zeigt jedoch auch: Solche Veranstaltungen kann es gar nicht genug geben, denn nicht immer ist für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der Zeitpunkt schon reif, um sich mit der Frage nach der beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Nicht selten sieht man dann frischgebackene Abiturienten an ihrer alten Schule, die die Studien-Info-Tage noch einmal nutzen. Und obwohl die Experten der Agentur zum frühen Einstieg in das Thema raten, ist es auch dann natürlich noch nicht zu spät.

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