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Eichhof Chefarzt Tobias Plücker appelliert an Bevölkerung Verordnungen einzuhalten

Die Krankenhäuser bereiten sich unter Hochdruck auf eine Vielzahl von schwer kranken Corona-Patienten vor – so auch im Krankenhaus Eichhof in Lauterbach. Die Anfang Februar 2020 in Kraft gesetzte Einsatzleitung zum Corona-Virus um Kardiologie-Chefarzt und hygieneverantwortlichem Arzt Tobias Plücker richtet noch einmal einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung im Vogelsberg, sich an Leitlinien, Beschränkungen und Verordnungen von Bundes- und Landesregierung zu halten, um einen drohenden Zusammenbruch im Gesundheitswesen zu verhindern. Aus seiner Sicht hat der Ernstfall längst begonnen.

„Die gegenwärtige Situation um die Corona Epidemie ist eine nie dagewesene Herausforderung für uns alle. Dennoch scheinen manche den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden zu haben. Ich appelliere an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, so schwer das auch fällt. Wenn das Gesundheitssystem zusammenbricht, sterben viele Menschen“, warnt Plücker vor möglichen verheerenden Auswirkungen. Bereits früh hatte das Lauterbacher Krankenhaus ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit Schließung von öffentlichen Bereichen, wie der Cafeteria und ein Besuchsverbot in Gang gesetzt, um Patienten und Mitarbeiter vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen.
Dabei setzten die Verantwortlichen am Krankenhaus Eichhof von Anfang an auf eine enge Abstimmung mit dem Gesundheitsamt unter der Leitung von Dr. Henrik Reygers und dem Gesundheitsdezernenten des Vogelsbergkreises, Dr. Jens Mischak. „Gemeinsam haben wir die notwendigen Vorbereitungen zur Versorgung von Corona-infizierten Patienten umgesetzt, schließlich ist die Behandlung Erkrankter nicht nur logistisch aufwändig“, teilt Tobias Plücker die Erfahrungen der vergangenen Wochen mit. Derzeit befinden sich zwei Covid 19-Patienten in der Obhut des Krankenhauses an Beatmungsgeräten, genauso viele wie im Uniklinikum Gießen. Davon sei der am schwersten Erkrankte ein unter 60-Jähriger ohne bekannte Vorerkrankung.

Herausragende Arbeit des Personals

„Eine besondere Verantwortung tragen wir gegenüber unseren Ärzten und Pflegekräften, die jetzt schon eine herausragende Arbeit leisten und denen wir in den nächsten Wochen noch viel abverlangen werden müssen“, erklärt Vorstand Mathias Rauwolf. So seien in Vorbereitung auf den Ernstfall eine Sonderisolierstation eingerichtet worden, die OP-Teams heruntergefahren und die Mitarbeiter im „Stand-by“ Modus nach Hause geschickt worden. Planbare Operationen seien verschoben worden. „Für medizinisch dringende OPs steht selbstverständlich ein OP-Saal mit dem entsprechenden Fachpersonal zur Verfügung“, so der Vorstand.
„Eine Vielzahl von Patienten im Krankenhaus gehört zu Risikogruppen, die in besonderem Maße vor dem Corona Virus geschützt werden müssen“, beschreibt Tobias Plücker die derzeitige Situation. Durch die frühe Aktivierung der „Task Force“, die das Lauterbacher Krankenhaus gebildet hat, konnten wichtige Vorbereitungen getroffen werden, um Prozesse geordnet ablaufen zu lassen. „Wir haben derzeit insgesamt acht Intensivbetten mit und drei Intensivbetten ohne Beatmung und bereiten zusätzlich bis zu neun Überwachungsbetten vor.“ Für den Ernstfall wollen die Verantwortlichen am Krankenhaus Eichhof die Kapazitäten noch erweitern.

Kraftakt zur Erweiterung von Kapazitäten

In Deutschland gibt es bundesweit 28.000 Intensivbetten, davon 20.000 mit Beatmungsmöglichkeit. Diese sind durchschnittlich mit einer Quote von 70 – 80 Prozent belegt, teilt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) in einer Pressemitteilung mit. Zum jetzigen Zeitpunkt stünden ausreichend Kapazitäten für schwerkranke Corona-Patienten zur Verfügung. Dennoch arbeiten alle Beteiligten daran, die Kapazitäten zu erweitern. Mit der seit 16. März gültigen Vorgabe, planbare Operationen zu verschieben, werden kurzfristig weitere Kapazitäten auch auf Intensivstationen frei gemacht. Zusätzlich laufen in allen Krankenhäusern unterstützt durch zentrale Maßnahmen des Bundesministeriums für Gesundheit Bestrebungen, mittelfristig weitere Beatmungsplätze zu schaffen und zusätzliche Beatmungsgeräte zu besorgen. In einem gemeinsamen Kraftakt wird es möglich sein, in zwei oder drei Monaten die Zahl der Betten bundesweit nochmal um bis zu 20 Prozent aufzustocken.

„Eine standortbezogene Betrachtung bei der Aufgabe, die zu bewältigen ist, ist nicht mehr zielführend. Krankenhäuser vernetzten sich regional, auf Landesebene und auf Bundesebene aufs Sinnvollste, um der Herausforderung Stand zu halten“, informiert Tobias Plücker über die derzeitige Situation im Gesundheitswesen. Das Robert-Koch-Institut (RKI), die Gesellschaft Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft haben ein Portal freigeschaltet, das die Kapazitäten tagesaktuell erfassen soll. Alle Intensivstationen müssen in einem Online-Register ihre freien Kapazitäten angeben.

„Dieses Portal ist ein weiterer Baustein, um die Krankenhäuser auf den Ernstfall vorzubereiten und gibt einen landes- und bundesweiten Überblick, wo freie Betten sind. So können im Extremfall Patienten unabhängig von der Kapazität im direkten Umfeld einer Beatmung zugeführt werden“, macht Mathias Rauwolf deutlich.

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