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Neuer Franziskusweg lädt zur Besinnung ein

Schönes aus der Rhön. Heute wird in Urspringe der Franziskusweg an der Thüringer Hütte eröffnet. Der Franziskusweg ist ein Besinnungsweg zum Sonnengesang des Heiligen Franziskus und hat eine Länge von ca. 5 km. Er führt durch dichten Wald über Rhönwiesen mit großem Fernblick, durch Bachauen, über Brücken, entlang einer belebten Straße und hinein in ganz stille Winkel. Lesen Sie dazu die Reportage von Bernhard Schweßinger.

Fotos (6): www.franziskusweg.de

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Der Platz für das Kunstwerk ist bestens gewählt: die thüringischen Gleichberge im Blick, die Haßberge und das Schweinfurter Land am Horizont vor Augen, die Kuppenlandschaft der Rhön, das Land der offenen Fernen, vor Augen. Vögel ziehen zur Sonne: Filigran hat die Künstlerin Anna Kuhn die fliegende Schar aus einer Metallplatte entstehen lassen. Durch den Vogelzug hindurch reicht der Blick in die Ferne, bis zum Himmel. Was der heilige Franziskus in seinem Sonnengesang besingt, wird an dieser Station des neuen Franziskuswegs im Naturpark Bayerische Rhön mit allen Sinnen erlebbar: „Alles, was atmet, lobe den Herrn!“

17 Stationen mit Kunstwerken und Meditationen

Der Lobpreis des Heiligen aus Assisi prägt den fünf Kilometer langen Besinnungsweg in der Hohen Rhön – über Bachauen und Rhönwiesen, durch Wälder und vorbei an stillgelegten Basaltbrüchen. 17 Stationen mit Kunstwerken und Meditationen zum Sonnengesang gliedern die 750 Meter hoch gelegene Wanderstrecke rund um die Thüringer Hütte der Diözese Würzburg. Ausgangs- und Zielpunkt ist die neue Franziskuskapelle am Weg zwischen Urspringen und Roth. Schutzhütte und Andachtsraum verbinden sich hier ebenso wie Basalt und Holz aus Franken mit Glas aus Thüringen.

Vieles erinnert an den heiligen Franziskus: das „Tau“ als sein Erkennungszeichen, der Spruch „pax et bonum – Friede und Heil“, letztlich die ganze Schöpfung, die in das offene Gotteshaus unterhalb der Thüringer Hütte einfließt. Unweit der bayerisch-thüringischen Grenze wird gleichzeitig die Erinnerung wach gehalten an ein einst geteiltes Land, an Stacheldraht und Metallzaun – aus denen heute vor der Kapelle Rosen wachsen.

Spirituelles Angebot in herrlicher Rhönlandschaft

Günter Werner, Geschäftsführer des Diözesanbüros Bad Neustadt, und seine Frau Monika sind die Initiatoren dieses neuen spirituellen Angebots in herrlicher Rhönlandschaft. „Die Idee, den Sonnengesang des heiligen Franziskus in die Natur zu stellen, verfolgt mich seit über zehn Jahren“, erzählt er. Auch den Menschen von heute könne Gott in den Wundern der Schöpfung, hier in der schönen Rhön oder an anderen Orten, begegnen, wenn sie es zuließen. Werner hat dabei besonders die Menschen im Blick, die die Nähe zu Gott und Kirche verloren haben oder noch nie an Gott herangeführt wurden.

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„All diesen Menschen möchten wir mit dem Franziskusweg begegnen, niederschwellig, in ihrer Freizeit, außerhalb unserer Kirchenmauern, mit einem deutlichen Angebot, aber ohne Zwang“, lautet sein Credo für den Franziskusweg. Würzburgs Seelsorgereferent Domkapitular Hans Herderich kann diese Form der „Vorfeldpastoral“ nur begrüßen. Überall seien die Spuren Gottes zu suchen und zu finden, sagt er beim Spaziergang auf dem Franziskusweg. Von der gut gelungenen Initiative zeigt er sich begeistert. Der Franziskusweg könne im Menschen religiöse Fragen wecken und zum Weiterdenken animieren: eine Chance für den Glauben. Und sein Thüringer Kollege, Suhls Pfarrer Joachim Kramer, kann aus seiner Erfahrung mit Menschen in den östlichen Bundesländern nur zustimmen: „Der Mensch ist unausrottbar religiös. Es gibt eine stärkere Gottessuche in dieser Welt, als die Kirche wahrnimmt und für möglich hält.“

Der Franziskusweg – ein Werk vieler Hände

Der neue Franziskusweg ist ein Werk vieler Hände – mit Günter Werner als Initiator. Fast drei Jahre wird geplant und umgebaut. Rund 100 Leute wirken mit, damit der Weg entstehen kann. Für die Besucher des Jugendhauses und Schullandheims Thüringer Hütte soll zunächst ein Bildungsangebot in freier Natur geschaffen werden. Dann steigen junge Künstler der Holzbildhauerschule Bischofsheim/Rhön und eine Firmengruppe in das Projekt ein, entwerfen und schaffen insgesamt 15 Kunstwerke zum Sonnengesang an den Wegstationen: zu Mutter Erde und Bruder Tod, zu Schwester Wasser und Bruder Feuer, zu Mond und Sterne, zu Frieden und Lob des Dreieinigen Gottes. Hinzu kommen von Martin Dechant das Stahlkreuz im Baumstamm am Eingang des Wegs und der „Träumer“ in der Franziskuskapelle sowie von Jürgen Schönberger das Glaskreuz. Rhöner Bildhauerkunst und Thüringer Glaskunst verbinden sich.

Meditationen zum „Lebensweg“ schreiben Günter Werner und seine Frau Monika. Ihre Gedanken sind an sieben Stationen des Wegs an Stahltafeln zu lesen – geschmückt mit Bildern aus dem Lebensalltag heutiger Menschen. Die Betrachtungen kreisen um das Unterwegssein, um Überholspur, Kreuzung, Wegbegleiter, Wegweiser, Umwege und um den Blick ins Weite. Zum Thema Kreuzung ist an einer Stahltafel zu lesen: „Du stehst nun an einer Kreuzung, musst dich entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Wie oft stehst du an einer Kreuzung, auch in deinem Leben. Wie oft stehst du vor Entscheidungen und fragst dich, welcher Weg der richtige für dich ist, auf welchem Weg du an dein gestecktes Ziel gelangst.“ Die Gedanken wird Werner in Kürze mit Bildern, Gebeten und Informationen zum Franziskusweg als Begleitbuch veröffentlichen.

Eine neue Form der Seelsorge

Dankbar ist der Initiator für die nahezu reibungslose Finanzierung des Projekts. Insgesamt 230.000 Euro sind nötig, wovon knapp 80.000 Euro durch kostenlose Leistungen von Firmen, Einrichtungen und Einzelpersonen abgedeckt sind. Fördermittel gibt es vom „LEADER+“-Programm der EU und des Freistaats Bayern, von der Diözese Würzburg, vom Bonifatiuswerk der Katholiken, vom Bezirk Unterfranken vom Landkreis Rhön-Grabfeld, von der Sparkasse Rhön-Grabfeld und von weiteren Firmen und Sponsoren. Nur noch 20.000 Euro fehlen. Die erhofft sich Werner aus dem Verkauf des Begleitbuchs und der Gewinnung weiterer Sponsoren. Unterstützt wird Werner dabei vom Förderverein „Freundeskreis Franziskusweg“, der künftig den Weg pflegt und erhält und geistliche Angebote am Franziskusweg bieten will. Eng verknüpft werden soll der Franziskusweg mit dem künftigen Bruder-Franz-Haus am Kreuzberg.

Die Menschen dort abholen, wo sie stehen, und ihnen Wegbegleiter sein – das will der neue Franziskusweg. Ursprünglich sollte am Eingang des Franziskusweges vor der Franziskuskapelle eine Fahne mit dem Logo des Weges wehen. Doch der Künstler Martin Dechant überzeugt Initiator Werner: „Ich mache Dir etwas anderes!“ Entstanden ist ein aufgebrochener Baumstamm, der in sich ein Stahlkreuz trägt. Für Werner ist das Kunstwerk bestens geeignet, um die Wanderer am Franziskusweg mit der Botschaft zu empfangen: „Mache Dich auf. Lass Dich auf Neues ein. Lass Dich auch auf diese neue Form der Seelsorge ein.“ (Bernhard Schweßinger)

Weitere Informationen zum Franziskusweg im Internet unter www.franziskusweg.de.

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