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108. Deutsche Wandertag in Fulda und der Rhön – Interview mit Rhönklub-Präsidentin Regina Rinke

070909_regina_rinke.jpgSchönes aus der Rhön. Vom 26. bis 30. Juni 2008 wird in Fulda und damit in der gesamten Rhön der 108. Deutsche Wandertag stattfinden. Der Rhönklub ist Ausrichter dieses Großereignisses und wird dabei von der Stadt Fulda, den fünf Rhönlandkreisen und dem Land Hessen unterstützt. Doch wie ist die Rhön auf den Deutschen Wandertag und die mehr als 30 000 Gäste vorbereitet? Regina Rinke, Präsidentin des Rhönklubs, antwortet im Interview.

Frau Rinke, Sie waren vor wenigen Wochen Gast des 107. Deutschen Wandertages in Saarlouis. Mit welchen Erfahrungen sind sie von dort zurückgekehrt? 

Regina Rinke: Ich besuche seit 30 Jahren die Deutschen Wandertage. Aber mit Blick auf Fulda habe ich die beiden letzten in der Eifel und in Saarlouis ganz bewusst miterlebt. Bei beiden Wandertagen gab es ein hervorragendes Wetter – und das ist unwahrscheinlich wichtig für den Erfolg. Aber daran können wir in der Rhön natürlich nicht drehen. In Saarlouis gab es einen großen Markt, auf dem der Festbetrieb stattfand.

Direkt daneben war ein Zelt für die Aussteller, also für die Tourismusmesse, aufgebaut. Das hat dazu geführt, dass die Besucher des Festbetriebs direkt in die Ausstellung kamen. Wir haben von dieser Variante gelernt und werden unsere ursprünglichen Pläne jetzt ändern.

Was genau bedeutet das?

Regina Rinke: Wir wollten die Tourismusbörse ursprünglich im Fuldaer Esperanto-Hotel und die einzelnen Veranstaltungen auf verschiedenen Plätzen der Stadt stattfinden lassen. Aber nach dem deutschen Wandertag in Saarlouis hat uns der Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller, der ebenfalls dort zu Gast war, schnell zu einem Gespräch eingeladen.

Er bietet uns jetzt die gesamte Pauluspromenade für den Festbetrieb und die Orangerie als Ort für die Tourismusbörse an. Damit haben wir den gleichen Effekt wie in Saarlouis: Festmeile und Tourismusmesse sind nicht voneinander getrennt. Mehr noch: Mit der Pauluspromenade, der Orangerie, dem Schlossgarten und dem Dom haben wir ein solch attraktives Zentrum für den Deutschen Wandertag, wie es andere Veranstaltungsorte so einfach nicht hatten und haben.

Mit wie vielen Gästen rechnen Sie zum 108. Deutschen Wandertag – und wie ist die Region darauf vorbereitet?

Regina Rinke: Ich bin überzeugt davon, dass wir die Besucherzahl von rund 30 000 in Saarlouis toppen können. Wir haben in Saarlouis gemerkt, dass es ein großes Interesse an Fulda und der Rhön gibt. Was die Stadt Fulda betrifft, so habe ich das Gefühl, dass sie ausgezeichnet auf dieses Ereignis vorbereitet ist. Die Stadt hat uns volle Unterstützung zugesichert. Wir brauchen auch sehr viele Leute, die sich um alles Mögliche kümmern.

Auch die fünf Rhöner Landkreise haben uns mit jeweils 10 000 Euro unterstützt. Schließlich werden die wenigsten Wanderer ja in Fulda selbst, sondern vielmehr in der Rhön übernachten, wo sie auch den Ausgangspunkt für die Wanderrouten finden. Doch mit dem Geld alleine ist es nicht getan. Wir brauchen zum Beispiel noch Busse, die die Wanderer kostenlos befördern, unter anderem zur Abschlussveranstaltung auf Point Alpha.

Wie hat sich die einheimische Gastronomie und Hotellerie auf den zu erwartenden Ansturm eingestellt?

Regina Rinke: Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich schon alle Gaststätten und Beherbergungsbetriebe in der Rhön wissen, dass der 108. Deutsche Wandertag in gerade mal neun Monaten hier bei uns stattfindet. Einige Gaststätten wie das Eisenacher Haus auf dem Ellenbogen in Thüringen veranstalten während des Wandertages spezielle Feste. Leider wollten aber verschiedene Orte nicht von ihren festen Veranstaltungsplänen abrücken.

Sie waren nicht bereit, Veranstaltungen mit großer Publikumswirkung in die Zeit des Deutschen Wandertages zu legen. Außerdem hatten wir schon mehrfach dazu aufgefordert, dass sich Selbstvermarkter wie Schnapsbrenner, Brotbäcker oder Salamimacher sowie Musikkapellen bei uns melden, denn diese brauchen wir für das Rahmenprogramm in Fulda. Da ist leider auch noch nicht viel passiert.

Wie ist es um die Wanderwege in der Rhön bestellt, und wie bereitet sich der Rhönklub vor, um der enormen Nachfrage nach geführten Wanderungen während des Deutschen Wandertages gerecht zu werden?

Regina Rinke: Die Wanderwege sind in einem sehr guten Zustand, und unsere Zweigvereine ziehen allesamt sehr gut mit. In dieser Beziehung habe ich gar keinen Kummer. Allerdings wissen wir von den letzten Deutschen Wandertagen, dass an den Wanderungen immer weit mehr Menschen teilgenommen haben, als angemeldet waren. In der Regel waren es doppelt so viele. Das bringt natürlich logistische Probleme mit sich.

Unsere Zweigvereine müssen daher in der Hinterhand noch ein oder zwei Wanderführer haben, die sofort einspringen, wenn die Gruppe mehr als 50 Teilnehmer hat. Eine Wanderung mit 150 Leuten kann man unmöglich alleine führen. Außerdem wollen wir unterwegs Obst und Getränke anbieten. Nichts ist schlimmer, als wenn die Wanderer nicht einmal eine Flasche Wasser kaufen oder sich mit frischem Obst stärken können.

Das Obst sponsert uns übrigens tegut… Wenn wir eine Rast einlegen, dann müssen an diesem Ort genügend Sitzmöglichkeiten vorhanden sein. Wenn der Wanderweg eine viel befahrene Bundesstraße überquert, was leider manchmal der Fall ist, dann müssen Ordner zur Stelle sein, die den Verkehr anhalten.

Was ist notwendig, um den 108. Deutschen Wandertag in Fulda und in der Rhön wirklich zu einem unvergesslichen und positiven Höhepunkt für die Wanderer aus dem ganzen Bundesgebiet zu gestalten?

Regina Rinke: Wir müssen das besser machen, was die anderen Ausrichter der Deutschen Wandertage nicht so gut gemacht haben. Im Herbst wird es beispielsweise noch einmal eine detaillierte Einweisung für alle Wanderführer geben. Und die beteiligten Partner in der Region, allen voran die Gastronomie, muss sich über die Bedeutung dieses Ereignisses bewusst werden. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um zu handeln.

Interview und Foto: Mediendienst für das Biosphärenreservat Rhön/Carsten Kallenbach

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