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Serie „Palliativ Care“ – heute: „Therapiebeschränkung“

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Serie. Anfang Mai hat die Redaktion in Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Osthessen die Serie „Palliativ Care“ gestartet. Bis Mitte November geben Palliativmediziner Thomas Sitte, Krankenschwester Manuela Straub und weitere Pflegeexperten immer mittwochs Tipps zur Pflege schwerstkranker Patienten geben. Tipps, die nicht nur den pflegenden Angehörige helfen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern können. Heute informiert Thomas Sotte über das Thema „Therapiebeschränkung“.

Das schwierigste Thema überhaupt. Therapie heißt auf Deutsch Behandlung. Eine Behandlung hat in der Medizin die Heilung als Ziel. Bei Schwerstkranken am Lebensende sieht man aber, dass Heilung nicht mehr möglich ist. Dann muss man die Therapieziele gemeinsam neu überdenken.

Wenn die Medizin nicht mehr heilen kann, so kann sie doch die meisten Beschwerden lindern. Dies bedeutet, dass erst einmal das Therapieziel neu definiert wird. Anstelle des Zieles „Heilung“ und „Gesundheit“ tritt jetzt „Besserung“, „Lebensqualität“, „Wohlbefinden“.

Das können wir erreichen, indem wir mit viel Erfahrung die Behandlungen weglassen, die mehr belasten als nutzen. Dann machen wir alles, damit die Situation so gut es geht gebessert wird. Oft kann das eine schwierige Gratwanderung werden, bei der man Patienten und Angehörige eng begleiten muss. Genau wie im Gebirge hängt man dann bildhaft gesprochen gemeinsam an einem Seil.

Wir führen und leiten, um Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Das Gemeinsame ist wichtig. Auch wir brauchen die Rückmeldung der Familie, dass es keine offenen Fragen mehr gibt und die Behandlung dem Willen des Patienten folgt.
Ein wichtiger Aspekt ist natürlich das Recht!

Eine Therapie darf nur mit der ausdrücklichen Einwilligung des Patienten oder seines Betreuers durchgeführt werden. Das heißt in der Praxis: Wenn ich als Arzt gegen deren Willen behandle, eine Spritze oder Infusion gebe, Antibiotika ansetze, auch beatme oder künstlich ernähre, dann ist dass Körperverletzung, die bestraft werden kann.

Wenn ich dem Willen des Patienten folge, ihn so schonend und so gut wie möglich behandle, ihm helfe, keine Schmerzen zu haben, keine Atemnot und keine Angst, so weit er dies will, dann ist dies die richtige Therapie. Manchmal kann es sein, dass unter einer solchen Therapie die Patienten viel müder sind und fast die ganze Zeit schlafen. Auch das ist richtig, wenn es dem Wunsch des Patienten entspricht.

Was Palliativmedizin nicht will, ist die aktive Sterbehilfe auf Wunsch des Patienten oder seiner Angehörigen. Aber wir begleiten alle gemeinsam auf dem oft schweren Weg bis zum Tod. Dabei lindern wir die Beschwerden, so weit dies vom Patienten gewünscht wird. Das ist fast immer und überall möglich!  (ts)

Wer weitere Fragen hat, kann sich an das Schmerz & PalliativZentrum Fulda unter Telefon 0661 – 9 01 50 16 wenden oder findet weitere Informationen im Internet unter www.palliativnetz-osthessen.de

Bislang veröffentlichte Themen der Serie:
1. Schmerzlinderung
2. Durchbruchschmerzen
3. Lagerung
4. Mundpflege und Hilfe bei Durstgefühl
5. Wundliegen & Hautpflege
6. Atemnot
7. Ängste
8. Unruhe
9. Schwäche
10. Müdigkeit
11. Hunger
12. Durst
13. Unangenehme Wunden
14. Verstopfung
15. Juckreiz
16. Düfte/ätherische Öle
17. Basale Stimulation
18. Lymphdrainage
19. Hilfsmittel

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