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Ministerpräsident Koch mit katholischen und evangelischen Bischöfen bei Elisabethgedenkfeier

Schönes aus Marburg. In einem Vortrag zum Thema „Politik aus christlicher Verantwortung“ hat Hessens Ministerpräsident Roland Koch im Beisein der katholischen und evangelischen Bischöfe Hessens und Thüringens in Marburg deutlich gemacht, daß die deutsche Gesellschaft an ihren christlichen Wurzeln festhalten müsse.

„Der Respekt vor dem Menschen als Ebenbild Gottes garantiert die Freiheit des Einzelnen und hilft auch Nichtgläubigen, frei zu sein“, unterstrich Koch am Samstag beim zentralen Festakt anläßlich des Jubiläums zum 800. Geburtstag der heiligen Elisabeth von Thüringen in der Marburger Elisabethkirche.

Der Festakt unter dem Motto „… und Deinen Nächsten wie Dich selbst – Hessen feiert Elisabeth“, dem ein ökumenischer Festgottesdienst vorausgegangen war, wurde von den katholischen Bistümern Fulda und Erfurt sowie den evangelischen Landeskirchen in Hessen und Thüringen gemeinsam begangen. Der hessische Ministerpräsident erinnerte daran, daß ein Gottesbezug, der im deutschen Grundgesetz enthalten sei, sich nicht habe auf europäischer Ebene durchsetzen lassen.

„Die heilige Elisabeth zeigt, daß wir ein Land sind, das seine Prägung durch jahrhundertelange christliche Erfahrung erhalten hat.“ Das heutige Verständnis von der Würde des Einzelnen beruhe auf dieser Prägung ebenso wie auf der Aufklärung. Die heilige Elisabeth mit ihrer radikalen Nächstenliebe sei eine Herausforderung, ja mehr noch eine Hilfe für die modernen Menschen und könne „ein spannender Punkt für unsere Gesellschaft“ sein.

In seiner Ansprache bei dem Festakt hob der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hervor, daß sich mit dem Lebenszeugnis der hl. Elisabeth „die Erinnerung an tiefe Menschlichkeit, an Solidarität mit den Armen und konsequente Selbstlosigkeit“ verbinde. Die große Heilige sei nur auf der Grundlage ihrer Christusfrömmigkeit zu verstehen.

„Die Entschiedenheit, mit der Elisabeth den Weg der Christusnachfolge ernst nahm, ist eine deutliche Anfrage an das Christentum in dieser Gesellschaft“, so der Oberhirte. Das Christentum verliere seine Funktion als „Sauerteig“ in der Gesellschaft, wenn es Nächstenliebe nicht mehr am Dienst an den Armen zu motivieren wisse. Bischof Dr. Martin Hein (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel) hatte zu Beginn die Gäste in der Elisabethkirche begrüßt und betont: „Elisabeth hat die Gabe, Menschen verschiedener Nationen und Konfessionen zu verbinden“.

Das Festjahr der hl. Elisabeth, die die Menschen nicht gleichgültig lasse, bezeichnete er als einen Erfolg: ihr klares Profil habe dazu geführt, daß viele Menschen ihr Herz für sie geöffnet hätten. Daß Elisabeth eine bedeutende Wirkungsgeschichte nicht nur in Hessen und Thüringen, sondern auch in Europa und der Welt entfaltet habe, stellte der Erfurter Bischof Dr. Joachim Wanke heraus. (bpf)

„Als große Heilige der ungeteilten Christenheit wird sie gemeinsam von allen Christen geehrt.“ Sie vermöge gerade auch heute mehr Licht und Barmherzigkeit in die Welt zu bringen. Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt) betonte, Gott seien Leid und Glück der Menschen keineswegs gleichgültig, und so berufe er Menschen wie die hl. Elisabeth in die Nachfolge Jesu Christi.

In dem vorausgegangenen ökumenischen Festgottesdienst hatten die Werke der Barmherzigkeit (Mt 25,31-46) und ihre Verwirklichung durch die heilige Elisabeth im Zentrum gestanden. Zum Werk „Hungrige speisen“ sprach Kirchenpräsident Steinacker, der an die austeilende Güte der Landgräfin, ihr Mitleid und Erbarmen erinnerte, das ihr sogar wichtiger als die Wahrheit gewesen sei, wie das Rosenwunder zeige.

„Durstige tränken“ war Thema eines Votums von Bischof Wanke, der parallel zur heute bestehenden Gefahr des Wassermangels für die Weltbevölkerung auf den seelischen Durst der Menschen nach Gott hinwies und in Erinnerung rief: „Die hl. Elisabeth hat Dürstende mit lebendigem Wasser für Leib und Seele getränkt“. Bischof Hein äußerte sich zum Thema „Nackte kleiden“, indem er den Auftrag Jesu, anderen zu helfen, vor Augen führte, wie dies Elisabeth in Liebe in Eisenach und in Marburg getan habe. Die Zuwendung zu den Geringsten müsse  für Diakonie und Caritas immer Hauptthema bleiben.

Bischof Algermissen ging es in seiner Stellungnahme zum Thema „Fremde beherbergen“ um das Unterwegssein Jesu Christi, in dessen Nachfolge die Christen erkennen müßten, daß auch sie in der Fremde seien und von daher eine Verantwortung für Fremde und Flüchtlinge hätten. „Je etablierter einer ist, desto härter und stumpfer wird er gegenüber Menschen aus Ländern der Armut“, gab Algermissen zu bedenken. Die hl. Elisabeth hingegen öffne auch den Menschen in unserer Gesellschaft den Blick der Barmherzigkeit.

Landesbischof Dr. Christoph Kähler (Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, Eisenach) betonte in seinem Votum zu „Kranke besuchen“, daß kranke Menschen schneller gesund würden, wenn sie seelische Zuwendung erführen; deshalb seien heutzutage Besuchsdienste in den Krankenhäusern so wichtig. Der Fuldaer Weihbischof Dr. Karlheinz Diez sprach zum Thema „Gefangene besuchen“ und erinnerte zunächst an Jesu eigene Gefangenschaft.

Schuld dürfe nicht die „Demarkationslinie“ für Nächstenliebe sein. Das Mit-Leiden mit gefangenen Menschen habe seinen letzten Grund in Gott, von dem auch die hl. Elisabeth ihre Kraft bezogen habe. „Jesus ist nicht beim Ausgleichs- und Vergeltungsdenken stehengeblieben“, unterstrich der Weihbischof. Vielmehr habe er zu schöpferischer Liebe herausgefordert gerade da, „wo es der andere nicht erhofft und nicht verdient hat“.

Beim Festakt wurde eine sakrale Meditation „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan…“ von Volker David Kirchner für drei Chorgruppen und Instrumente uraufgeführt. Es handelte sich um eine Auftragskomposition des Bistums Fulda und der evangelischen Landeskirchen in Hessen. Ausführende waren die Kurhessische Kantorei, das Marburger Oktett, der Jugendkathedralchor Fulda, fünf Instrumentalisten sowie an der Orgel Nils Kuppe unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum. Des weiteren wurde das „Magnificat“ von Charles Villiers Stanford von der Kurhessische Kantorei, dem Jugendkathedralchor und Nils Kuppe unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber dargeboten.
 

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