Logo

1 000 Euro für Meisterschüler Christoph Mencke – Erste Figur für geplanten Skulpturenweg präsentiert

Zella. „Die Wächterin“ hat Meisterschüler Christoph Mencke seine Großplastik genannt, die er während des 11. Rhöner Holzbildhauersymposiums in der heißesten Woche dieses Jahres auf der Wiese vor der Propstei Zella, dem Sitz der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, anfertigte. Im Rahmen der 5. Naturerlebnistage des Biosphärenreservats Rhön wurde er jetzt dafür prämiert. Der aus Haunetal-Wehrda im Landkreis Hersfeld-Rotenburg stammende Bildhauergeselle war jedoch nicht allein mit seiner Kettensäge und Axt am Werke, denn außer ihm arbeiteten noch fünf weitere angehende Meister aus dem Kurs der Empfertshäuser Schnitzschule an ihren kreativen Stammplastiken zum Thema „Mensch und Tier“. Das dafür benötigte Eichenholz stellte das Biosphärenreservat Rhön den jungen Kunstschaffenden kostenfrei zur Verfügung und förderte damit den Lehrgang.

Anlässlich der „Naturerlebnistage im Biosphärenreservat Rhön in Thüringen in und um die Propstei in Zella“ wurde Christoph Menckes Kunstwerk nun neben den Schnitzarbeiten seiner Mitstreiter im Klostergarten der Propstei ausgestellt und als Gründungsfigur für den geplanten Skulpturenweg zwischen dem Premiumwanderweg Hochrhöner, der Gemeinde Zella und der Schnitzschule in Empfertshausen ausgewählt. Im Rahmen der Veranstaltung stellte sich auch der Zellaer Klostergartenverein vor und informierte über Gestaltungsmöglichkeiten von Gärten und die Ernte in früheren Hausgärten.

Holzbildhauer Mencke gestaltete seine Figur in Anlehnung an das im 12. Jahrhundert gestiftete und im Bauernkrieg sowie später durch Brand zerstörte Nonnenkloster der Benediktinerinnen, an dessen Stelle das heutige Propsteischloss im Jahre 1718 von Grund auf neu errichtet wurde. Weiterhin ließ sich der 26-Jährige durch den Horus-Mythos inspirieren. Als Himmels- und Lichtgott wurde Horus im alten Ägypten in Gestalt des Falken verehrt oder auch als stehender Mensch mit Falkenkopf. Auch Menckes Skulptur vereint menschliche Züge mit denen eines Vogels, was vor allem am Haupt der Arbeit deutlich wird, wo der Meisterschüler den Vogelkopf mit einer verlängerten Haube schmückte, die bei näherer Betrachtung an eine Nonnentracht erinnert.

Als Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön überreichte Karl-Friedrich Abe dem Jungkünstler einen Scheck in Höhe von 1 000 Euro für dessen „Wächterin“-Skulptur, welche als erste Figur entlang des künftigen Skulpturenweges aufgestellt werden soll. „Uns liegt besonders am Herzen, das traditionelle Handwerk der Holzschnitzerei zu unterstützen und damit zur Regionalentwicklung beizutragen, denn wir möchten unsere Gäste neugierig machen auf diese die ganze Region prägende Handwerkskunst“, erklärte Abe, bevor er noch eine zweite Prämie vergab – einen 500 Euro-Scheck an Robert Kolbe.

Als Meisterschüler hatte dieser sich ebenfalls für die Teilnahme am seit zehn Jahren erstmals wieder angebotenen Empfertshäuser Meisterlehrgang unter Leitung von Holzbildhauer Steffen Kranz entschieden. Auch Kolbes Skulptur vereint menschliche mit tierischen Elementen. Einen menschlichen Körper zierte er mit Entenfüßen, ohne die Figur jedoch mit Flügeln auszustatten. Zusätzlich schnitzte er eine, mit allen Vogelmerkmalen versehene, gelbe Ente. „Mit meinem Arrangement möchte ich darauf hinweisen, dass der Mensch zwar stets bestrebt ist, sich alle Lebensräume anzueignen, dass er aber nie vollkommen dort heimisch werden kann, weil er von Natur aus gar nicht dafür vorgesehen ist. Ihm fehlen im übertragenen Sinne ganz einfach die Flügel zum Fliegen“, interpretierte der Bildhauer sein Werk.

„Im Außenbereich der Propstei soll ein Erlebnis-Spielbereich für Kinder entstehen. Ausgestaltet mit hiesigen Baumaterialien und in Verbindung mit der Deutschen Vulkanstraße soll der Fokus dabei auf den geologischen Besonderheiten der Rhön liegen. In diesem Bereich wird dann die originelle Skulptur von Robert Kolbe einen würdigen Platz erhalten“, so Abe. Während der Preisverleihung hob Landrat Reinhard Krebs die Wichtigkeit hervor, „die ursprüngliche Handwerksform des Schnitzens für die Zukunft zu bewahren und als Wirtschaftszweig zu erhalten, was insbesondere auch den Kommunen zugutekommt“. Im Anschluss an die Preisverleihung fand im Propsteihof ein Benefizkonzert mit dem Thüringer Polizeimusikkorps aus Erfurt zugunsten der Sanierung des historischen Festsaales statt. Die Kaltenlengsfelder Folkloretanzgruppe unter Leitung von Frank Hößel zeigte Traditionstänze und Kirchgemeinde wie Vereine engagierten sich mit einem bunten Aktionsprogramm. Seine eigene Choreographie des Fahnenschwingens nach einem Rhönlied aus der Feder von Kurt Schwarz, eingesungen von Walter Gräf, präsentierte schließlich Frank Hößel mit einer vom Biosphärenreservat Rhön gesponserten leuchtend grünen Großfahne, die ihm zuvor feierlich durch Karl-Friedrich Abe überreicht worden war.

Fotos: Christina Feige

Categories:

Alle Nachrichten