„Gernsehen und Abendessen“ – Drei Nüsse für Hermann
Fulda. Seit Wochen war das Weihnachtsspecial der Veranstaltungsreihe „Gernsehen und Abendessen“ bereits ausverkauft. Auch als es vom Museumskeller in das größere Museumscafé verlegt wurde, waren die 120 Plätze in kürzester Zeit belegt. Kein Wunder, hatte die Entertainerin doch ein paar Hochkaräter aus der hiesiegen Kulturszene zum Jahresausklang eingeladen. Hauptgast des Abends war der bekannte Musiker und Komponist Frank Tischer. Er zeigte nicht nur, dass man auch deutsche Weihnachtslieder wie Bluesballaden singen kann, sondern er bewies auch eine gehörige Portion Humor und Nervenstärke, als z.B. die „ukrainische Kampfpianistin“ Marina Gajda auf die Bühne rauschte, ihn vom Stuhl zerrte und ihn anschließend mit einem Schluck aus ihrem Flachmann stilllegte, um „endlich mal was Schönes zu spielen“, wie sie das ausdrückte. Was sie damit meinte, war klassische Musik. Urkomisch wirkte dabei der Kontrast zwischen der zart vorgetragenen Musik und dem rabiaten Umgang der Dame mit ihrem „Konkurrenten“, der sich mit seinem „Trinklied“ revanchierte.
Das Thema Konkurrenz und unterschwellige Konflikte wurde auch im 3. Set auf die Schippe genommen, als die Gastgeberin die beiden Comedians von „Wolf und Bleuel“ auf die Bühne holte, um ihre Freundschaft zu besingen: „Stehst du einmal beim Essen ohne Zähne da, sind meine nah“, hieß es z.B. in dem umgedichteten Cole-Porter-Musicalhit. Dass die Konflikte zwischen den Kollegen Wolf, Bleuel und Blum aber nur gespielt sind und in Wirklichkeit große Harmonie zwischen den Dreien herrscht, war bei dem anschließenden Terzett deutlich zu hören.
Der komische Höhepunkt des unterhaltsamen Abends wartete jedoch im 4. Set auf die Zuschauer: das interaktive Hörspiel „Drei Nüsse für Hermann“. Marianne Blum übernahm dabei als geschlechtsneutrale Mischung zwischen Christkind und Weihnachtsmann die Rolle des Erzählers und Regisseurs, Frank Tischer begleitete und kommentierte die Handlung am Klavier mal mit Schnippseln bekannter Weihnachtsliedern, mal mit typischen Hörspielgeräuschen. Außerdem wurden an acht zufällig ausgewählte Zuschauer Textzettel verteilt. Sie mussten nun auf ein Zeichen der Erzählerin ihre Rolle sprechen, wobei die Handlung des „Hörspiels“ ebenso zu Heiterkeitsausbrüchen führte wie die Rollenverteilung. Z.B. sprach ein junges Mädchen eine alte Hexe, eine gut gelaunte Dame die zickige Unternehmersgattin „Ilsebill“ und ein Fuldaer Einzelhändler zur Freude seiner gesamten Belegschaft den besserwisserischen Papagei „Dr. Brinkmann“.
Die Handlung lehnte sich dabei an den bekannten tschechischen Märchenfilm „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ an, setzt aber anstelle der reizenden weibliche Hauptperson den Heizungsinstallateur „Hermann“, der gemobbt von seinem cholerischen Chef und mißachtet von seinen Kollegen Dierk und Jimmi Blu, bei einer merkwürdigen alten Frau mit sehr vielen Haustieren die Heizung reparieren muss. Zum Dank dafür erhält er von ihr 3 magische Nüsse, die Wünsche erfüllen können. Doch weil Hermann tolpatschig ist, vergeudet er die ersten beiden Wünsche für ein Ballkleid und ein junges Mädchen (schließlich ist er verheiratet), bekommt am Ende jedoch das, was er sich wirklich gewünscht hatte. Nur dass Hermann nicht von einer Fee, sondern von einem Feerich (sehr komisch: Frank Tischer) beglückt wird, und dass es sich bei dem Objekt der Begierde nicht wie im Original um einen Prinzen handelt, sondern um ein Werkzeug aus dem Baumarkt. Kurzum: das Gernsehen bescherte dem Publikum großen vorweihnachtlichen Spaß. Man darf gespannt sein, auf die Folgen im neuen Jahr.
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