„Brauchen Menschen Tüsche?“ ANTIFA(ST) mit Blum & Mihm im Museumscafé
Fulda. Oder weiß man auch so, wann gelacht werden muss? Das war die alles bestimmende Frage des Abends. Überzeugend demonstrierten Marianne Blum, die Gastgeberin der Veranstaltungsreihe „Gernsehen und Abendessen“, und ihr Gast, der Comedian Wolfgang Mihm (von „Wolf & Bleuel“), im ausverkauften Museumscafé, dass man sich auch ohne Lachsignal prächtig amüsieren kann.
Fotos (68): Max Colin Heydenreich
Dabei begaben sie sich auf durchaus heikles Terrain, denn die organisierte Fastnacht mit all ihren Ritualen ist für viele Funktionäre eine ernste Angelegenheit, ja, fast schon eine Art Heilige Kuh, die anzutasten einem Tabubruch gleichkommt. Kein Wunder also, dass Wolfgang Mihm, der als Jugendlicher selbst erste darstellerische Erfahrungen auf der Bühne der Hofbieberer Fastnacht sammelte, sich für das ein oder andere Bekenntnis hinter eine Schattenwand stellen musste. Dort berichtete er dann „anonym“, wie er mit dem Gruppenzwang fertig wurde und wie er den Ausstieg schaffte (neue Identität, Personenschutz), wobei sein spezielles Fastnachtstrauma ja noch weiter reicht. Schließlich wurde er am Rosenmontag geboren. Den gleichnamigen Fastnachtsschlager trug er demgemäß als Blues vor. („Es gibt ja viele Stimmungen, nicht nur die der so genannten Stimmungsmusik.“)
Kein Wunder also, dass Wolfgang Mihm angesichts dieser Vorbelastung und weiterer absurder Erfahrungen, z.B. auf der Kölner Fastnacht, den Mittwochabend nutzte, um für seine Selbsthilfegruppe „Antifast“ zu werben. Dass Verzicht gelernt werden kann und dabei sogar Spaß macht, bewies er zur Freude des Publikums mit Hilfe eines „Fastensongs“, dem Wildecker-Herzbuben-Schlager „Herzilein“, von dem Wolfgang Mihm und Marianne Blum im Duett immer mehr weg ließen, bis nur noch die Vokale und schließlich gar nichts mehr übrig war.
Tja, und dann ist da noch die Sache mit dem Verkleiden. Da sind einerseits die altertümlichen Militäroutfits mit den ultra-kurzen Röcken für die Mädchen („Aber rot werden, wenn man ein Erdkunde Referat vor 25 schlafenden Mitschülern halten soll“) und andererseits die merkwürdigen Masken, für die man Mut zur Hässlichkeit beweisen muss. Wie viel Mut Wolfgang Mihm hat, zeigte er als Berufs-Hypochonder „Christoph Witzel“. Zum Brüllen komisch, wie diese Figur alles im Leben und damit auch den Fasching für potentiell ansteckend hält: „Nachher hole ich mir da noch eine Hepatitis B oder womöglich eine in F“.
Im furiosen 4. Set des kurzweiligen Abends gab es ein Lieder-Casting (Auswahl aus der Hitparade des Grauens) inklusive eines selbst gebastelten Zuschauer-TEDs, das der Fastnachts-Evergreen „Wer soll das bezahlen?“ gewann. Das Lied begleitete eine vorbeugende Schunkel-Therapie, die mit den Zuschauern durchgeführt wurde, „um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.“ Anschließend bekam der alternative 12er Rat noch Orden verliehen und die Zuschauer wurden „ausreichend schockiert“ und in jedem Fall bestens unterhalten in Fuldas 5. Jahreszeit entlassen.
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