Außergewöhnliche Vernissage: Künstler und Schüler präsentieren echte Buchkunst – ganz normal anders
Fulda. Sie war ungewöhnlich, außergewöhnlich, irgendwie ganz normal und dabei doch auch ein bisschen anders – die Vernissage, die am Donnerstag im Business Club stattfand. Denn dort präsentierten ein „alter Hase“ und 26 Newcomer „echte Buchkunst – ganz normal anders“. Während der Berliner Künstler Hanfried Wendland seine erlesenen Künstlerbücher, Original-Grafiken und Malereien vorstellte, präsentierten Schülerinnen und Schüler der Musik-Kunst-Klasse der Winfriedschule die Ergebnisse ihres jüngsten Projektes.
Fotos (69): Max Colin Heydenreich
„Zu dieser ungewöhnlichen Kunstkombination kam es, weil die Chemie zwischen Herrn Wendland und den MuKu’s von Anfang an stimmte und das gegenseitige Interesse am künstlerischen Schaffen groß ist“, erklärte Ursula Feling-Al-Hami, die sich sehr über die große Resonanz freute. Denn mehr als 100 Gäste waren der Einladung zur Vernissage gefolgt.
Im Oktober letzten Jahres war die Oberstudienrätin bei der Frankfurter Buchmesse auf Hanfried Wendland und dessen Kunst – darunter mit mehrfarbigen Holzschnitten illustrierte Bücher – aufmerksam geworden. Damals hatte der 70-Jährige auf dem Rückweg nach Berlin einen Zwischenstopp in Fulda eingelegt und die MuKu’s im Kunstunterricht besucht. Die Elfjährigen führten zu dieser Zeit ein fächerübergreifendes Projekt mit dem Titel „Ganz normal anders“ durch. Im Deutschunterricht unter der Leitung von Tanja Hausdörfer hatten sie die Themen Fremdsein, Anderssein, Ausgrenzung und Rassismus aufgegriffen und zu eigenen Geschichten oder Gedichten verarbeitet. Im Kunstunterricht entstanden die dazu passenden Bilder und Holzschnitte.
„Für die Kinder war es natürlich ein Highlight, im Unterricht einen echten Künstler unmittelbar zu erleben und mit Fragen löchern zu dürfen“, erinnerte sich die Oberstudienrätin. Die gemeinsame Vernissage stelle quasi das Sahnehäubchen dar. Und auch Wendland, der von Beruf Jurist und als Künstler Autodidakt ist, zeigte sich von Eifer der Nachwuchskünstler begeistert und gab einen kleinen Einblick in seinen Werdegang.
Angefangen hat alles in seiner Kindheit. Mit einem Kinderdruckkasten hat er kleine Büchlein im Stempeldruckverfahren erstellt. Die Begeisterung für die Drucktechnik, die dieses Spielzeug bei ihm ausgelöst hatte, blieb und wuchs. 1980 entstand der erste Druck: das Märchen der Brüder Grimm vom Fischer und seiner Frau für die eigenen Kinder. Erst 1988 begann die professionelle Herstellung seiner kostbaren Künstlerbücher.
Für seine Bücher wählt er oft märchenhafte, phantastische oder romantische Texte beispielsweise von Ingeborg Bachmann, H. C. Artmann, Thomas Mann, den Gebrüdern Grimm oder Hans Christian Andersen. „Im Jahr entstehen zwei Bücher in einer kleinen Auflage von 25 bis 30 Stück, da sie in erster Linie für Sammler interessant sind“, berichtete Wendland. Als Herausgeber der Edition NeueKleiderDrucke hat er es bisher auf über 30 Künstlerbücher gebracht.
In den letzten Monaten hat sich Wendland überwiegend der Landschafts- und Tiermalerei gewidmet. Ein Teil dieser Werke, seiner Farbgrafiken sowie die künstlerischen Ergebnisse des Muku-Holzschnittprojekts sind bis Anfang April im Business Club zu sehen. Zudem wurden die Illustrationen und selbstgeschriebenen Texte der Kinder zu einem kleinen Buch verarbeitet, das zum Preis von 15 Euro in der Winfriedschule oder über Frau Feling-Al-Hami erworben werden kann.
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