Fuldaer Nachrichten

Fulda. Es war eine ungewöhnliche Situation für alle Beteiligten: Der Künstler, Leszek Skurski, hat noch nie vorher auf einer Bühne gemalt und von den zahlreichen Zuschauern, die das Museumscafé füllten, hat wohl noch kaum jemand einem Künstler bei der Arbeit zugeschaut. Normalerweise ist das Entstehen eines Bildes ja auch ein intimer Akt, der in einem abgeschlossenen Atelier stattfindet und Konzentration erfordert. Erst anschließend dürfen die Kunstliebhaber die fertigen Werke sehen, meist in Form einer Ausstellung. Umso erstaunlicher daher, dass die Entertainerin Marianne Blum den Maler für ihre Show-Reihe „Gernsehen und Abendessen“ gewinnen konnte und dass die Umsetzung dieses intimen Vorgangs in die öffentliche Bühnensituation auch tatsächlich gelang.

Fotos (64): Marzena Traber

Das lag zum einen an den unterhaltsamen Einleitungen und Interviewfragen, die die Gastgeberin nicht nur dem Maler, sondern auch dem Publikum zum Thema Kunst stellte, es lag aber vor allem daran, dass der sympathische Künstler genug Zutrauen in sein Können hatte, um sich dieser Belastungsprobe zu stellen: gleichzeitig zu malen, sich zu unterhalten und dabei auch noch beobachtet zu werden.

Doch das Selbstvertrauen des Künstlers ist berechtigt. Denn selbst wenn der gebürtige Danziger, der in einer Künstlerkooperation die red corridor gallery in der Löherstraße in Fulda betreibt, die 2,70 x 1,80 m große Leinwand, die imposant auf der Bühne aufgebaut worden war, in 4 Showblöcken à 20 min. natürlich nicht fertig malen konnte, so war am Ende des Abends doch schon sichtbar, dass hier ein typischer Skurski am Entstehen ist: ein Bild mit viel Raum und einigen Menschen darin, die wirken, als würde man sie aus der Vogelperspektive oder von weit weg bei ihren Handlungen beobachten. Dabei tun sie gar nichts Spektakuläres. „Der Alltag interessiert mich“, verriet Skurski der Gastgeberin, „und die Beziehungen zwíschen den Menschen.“

Dass man die allein an der Körperhaltung eines Menschen ablesen kann und dafür gar kein Gesichtsausdruck notwendig ist, war einer der vielen spannenden Momente dieses Gernseh-Abends. So rekrutierte Skurski nacheinander sechs verschiedene Modelle aus dem Publikum, setzte, stellte oder legte sie in Positur und portraitierte sie als schemenhafte Gestalten. Wie er diese einzelnen Personen auf der Leinwand zueinander positionierte, machte für jeden klar: Hier wird eine Situation in einem Café oder in einer Bar festgehalten, in der sich manche Menschen kennen (ein Pärchen) andere (noch) nicht.

Eigentlich stellte der Künstler damit ansatzweise die reale Situation im Museumscafé aus seiner Sicht von der Bühne dar. Ein spannender Dopplungseffekt, dessen I-Tüpfelchen am Ende kam: Im letzten Set holte sich Leszek Skurski den Comedian Michael Bleuel von Wolf und Bleuel als Modell aus dem Publikum und portraitierte ihn – als Portrait, das über den Köpfen der anderen Figuren die Wände des imaginären Cafés schmückte.