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Häusliche Gewalt: Zahl der gemeldeten Delikte in Hessen erstmals rückläufig

Wiesbaden. In Hessen ist die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt erstmals rückläufig. „2011 wurden 7.562 Fälle häuslicher Gewalt erfasst, 2010 waren es 7.764. Dies ist ein Rückgang um 202 Fälle (-2,7 %) und zugleich eine Premiere. Denn seit Beginn der Erhebungen war zuvor kontinuierlich eine Steigerung der Fallzahlen zu verzeichnen. In den Jahren 2002 bis 2011 sind insgesamt 68.737 Fälle häuslicher Gewalt registriert worden“, erklärte Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, in Wiesbaden. Es bleibe abzuwarten, ob sich diese Entwicklung, die die aktuelle Kriminalstatistik ausweise, fortsetze und zu einer Trendwende ausbaue.
Bereits seit zwei Jahren sei die Zahl der Stalking-Fälle rückläufig, nachdem zuvor ebenfalls eine Zunahme zu verzeichnen war. „Im Jahr 2011 wurden im Deliktbereich Stalking 1.487 Fälle registriert, im Vorjahr waren es 1.783 – also eine Reduzierung um 296 Fälle (-16,6 %)“, so die Staatssekretärin.  Auf Initiative Hessens ist 2007 der Straftatbestand der Nachstellung, des Stalkings in Deutschland eingeführt worden.

Opfer der häuslichen Gewalt seien insbesondere Frauen und direkt oder indirekt auch Kinder. Misshandlungen durch den Ehemann, Freund oder Lebenspartner gehörten nach wie vor für viele Frauen und ihre Kinder zum Alltag. Rund 25 Prozent aller Frauen hierzulande hätten bereits Formen körperlicher oder sexueller Gewalt oder beides erlebt. „Häusliche Gewalt ist die häufigste Ursache für Verletzungen bei Frauen, häufiger als Verkehrsunfälle, Überfälle oder Vergewaltigungen zusammen. Sie kommt in allen sozialen Schichten vor“, unterstrich Petra Müller-Klepper.

In der Beratung gewaltbereiter Täter werde von den (Fach-) Beratungsstellen erfolgreiche Arbeit geleistet. Sie sind zumeist den Jugendämtern, freien Trägern sowie der Gerichtshilfe zugeordnet und bieten spezielle Anti-Gewalt-Programme für gewalttätige Männer an. „Ziel dieser Seminare ist es, einen Rückfall zu erneuten Gewalttätigkeiten zu verhindern bzw. gewaltfreie Lebensalternativen aufzuzeigen. Hierdurch konnte die Rückfallquote gesenkt werden, was mit ein Grund für den Rückgang der Fallzahlen ist“, erläuterte die Staatssekretärin. Die Broschüre „Wegweiser für die Beratung von Männern mit Gewaltproblemen“ gibt einen Überblick über das Angebot an Beratungsstellen in Hessen.

Nach den Worten von Petra Müller-Klepper muss davon ausgegangen werden, dass bei der häuslichen Gewalt die Dunkelziffer immer noch um ein Vielfaches höher liegt, als die Kriminalstatistik ausweist. Es bestehe weiterhin Handlungsbedarf. „Seelische und körperliche Gewalt in der Partnerschaft sind kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Es handelt sich um kriminelle Energie, die bekämpft werden muss.“ Landesregierung, Polizei und Justiz gingen konsequent vor und bauten ihr Engagement aus.

„Das Gewaltschutzgesetz mit dem Prinzip ‚Wer prügelt, muss gehen‘ wird in Hessen engagiert im Interesse der betroffenen Frauen und Kinder umgesetzt. Auch die Arbeit der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt zeigt Erfolge. Es gilt, den Opferschutz und die Prävention durch Vernetzung zwischen Kommunen, Behörden, Polizei, Ärzten, Notrufen und Frauenhäusern sowie den lokalen Arbeitsgruppen weiter zu verbessern“, so die Staatssekretärin. Die öffentliche Ächtung häuslicher Gewalt sei eine wichtige präventive Maßnahme. Zur fortgesetzten Bekämpfung des Problems habe die Hessische Landesregierung den 2. Aktionsplan gegen häusliche Gewalt beschlossen, der Schritt für Schritt umgesetzt werde.

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